„Weil wir 40 Punkte holen“

■ Thomas Meggle empfängt morgen mit seinen Kollegen vom FC St. Pauli Borussia Dortmund

Thomas Meggle – offensiver Mittelfeldmann vom Aufsteiger FC St. Pauli. Beim bühnengerechten 2:2 gegen Gladbach am letzten Sonntag wurde dem Bayern in chronologischer Reihenfolge ein Finger ins Auge gesteckt, ein Elfmeter-Foul angekreidet und später Knipserqualitäten abgesprochen. In der Nachspielzeit erzielte Gladbach den vermeintlichen Siegtreffer, bis erneut Meggie in der 93. Minute einen Freistoß mit seiner Hüfte unhaltbar hinter die Gladbacher Torlinie abfälschte. Die taz sprach vor St. Paulis Spiel gegen Borussia Dortmund mit Meggle.

taz: Hast Du dir dein erstes Bundesligator so vorgestellt?

Thomas Meggle: Vorstellungen hat man immer. Im Spiel ist das dann eine andere Sache. Im Prinzip ist es mir egal, wie man die Tore schießt.

Auf den Torjubel-Fotos siehst du aus, als ob du dir den ganzen Frust der Saison von der Seele schreist.

Kein Frust, sondern Freude, dass wir ein Spiel gedreht haben. Bisher haben wir sämtliche Spiele verloren, in denen wir in Rückstand geraten sind. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie psychologisch in der Lage ist, konzentriert weiterzuspielen, und das hat uns auch in der zweiten Liga so stark gemacht.

Letzte Saison warst du einer der Aufstiegshelden. Dieses Jahr läuft es für dich noch nicht so rund.

Jeder Spieler hat seine Höhen und Tiefen über eine Saison. Wobei mein Tief nicht wirklich so tief war, dass man gleich alles hätte in Frage stellen müssen.

Im Freundschaftsspiel gegen Slask Breslau vor einigen Wochen hast du einen Elfer versemmelt, wolltest danach aber auch den zweiten schießen. Die Fans haben dann gepfiffen und schießlich ist Nico Patschinki angetreten. Wie war dein folgender Beifall in Richtung Fans zu verstehen?

Das war eine Emotionsentscheidung. Thema erledigt.

Morgen geht es gegen den BVB. Deren Stürmer Jan Koller war genauso teuer wie euer Etat. Was habt ihr euch außer dem ersten Heimspieltor vorgenommen?

Drei Punkte, sonst würden wir nicht antreten.

Erstmals wird der brasilianische Stürmer Marcao mitspielen.

Wir haben bisher noch nicht zusammengespielt, aber er wird uns auf jeden Fall weiterhelfen.

Bevor du 1999 wieder zu St. Pauli kamst, warst du ein Jahr beim TSV 1860 München, der Lieblingsverein deiner Kindheit war. Nach einem Kreuzbandriss hast du aber nur bei den Amateuren gespielt. Was war das für eine Erfahrung?

Fußball kann man nicht planen. Die Verletzung hat meine Chance zunichte gemacht.

Was sagst du zur Situation beim HSV?

Wir haben unsere eigenen Prob-leme. Aber das Derby ist natürlich ein Highlight: Im Volksparkstadion dem großen Rivalen Paroli bieten.

Könntest du dir vorstellen dort mal zu spielen, wie nächste Saison Christian Rahn?

Für mich als St. Paulianer wäre der HSV natürlich eine problematische Geschichte.

Mit ein paar Monaten Abstand. Wie würdest du euren Aufstieg in die erste Liga beschreiben?

Es war so ein fließender Übergang. Mir ist das erst richtig bewusst geworden, als der Spielplan herauskam – auf einem Zettel mit den großen Mannschaften. Ansons-ten hat sich nicht viel geändert.

Warum steigt St. Pauli nicht ab?

Weil wir 40 Punkte holen.

Deine Meinung zur Bürgerschaftswahl 2001 in dieser Stadt?

Grundsätzlich äußere ich mich nicht zur Politik, weil ich eine Vorbildfunktion habe. Was aber nicht heißen sollte, dass ich die politische Entwicklung nicht mit Argwohn betrachte. Interview: Mike Liem