Neue Kraft mit halber Kraft

■ Klaus Rauscher Nachfolger von Manfred Timm als HEW-Chef. Fusion mit Bewag zum Energie-Großkonzern weiter ungewiss

Die Lage um den Berliner Stromkonzern Bewag und die „neue Kraft“ auf dem deutschen Energiemarkt bleibt verfahren. Der schwedische Vattenfall-Konzern und seine deutsche Tochterfirma HEW halten nach wie vor an dem Plan fest, die vier Unternehmen HEW, Bewag, Laubag und Veag zusammenzuführen. „Ich bin optimistisch, dass sich das attraktive Konzept doch noch durchsetzt“, sagte Vattenfall-Chef Lars G. Jo-sefsson nach einer HEW-Aufsichtsratssitzung gestern in Hamburg.

Dagegen hatte der amerikanische Mirant-Konzern als einer der wesentlichen Bewag-Eigner in der vergangenen Woche seinen Ausstieg aus der Vierer-Fusion verkündet. An der Bewag halten Mirant und die HEW jeweils rund 45 Prozent und haben eine gemeinsame Führung („joint control“) des Unternehmens vereinbart. Mirant möchte nun am liebsten die Anteile der HEW und damit die alleinige Kontrolle der Bewag übernehmen. „Ich kann mir kein Szenario vorstellen, bei dem wir unsere Anteile verkaufen“, sagte dazu Josefsson. „Wenn sich aber die Situation ändert und die Bewag-Anteile der Mirant zum Verkauf stehen sollten, dann werden wir sie nehmen.“

Gleichzeitig appellierte Josefsson an den Berliner Senat, seine Rechte aus der Vereinbarung mit Mirant, Vattenfall und der HEW geltend zu machen. „Die gegenwärtige Lage ist alles andere als im Sinne der getroffenen Vereinbarung und kann deshalb auch nicht im Interesse des Berliner Senats sein“, erklärte der Vattenfall-Chef. Der Berliner Senat hatte seine Zustimmung für die Eigentümerstruktur der Bewag an die Bedingung geknüpft, dass die Bewag Teil des neuen Stromkonzerns wird. Durch die bevorstehenden Wahlen hat der amtierende Übergangssenat das Thema aber bislang nicht energisch angefasst.

Der Aufsichtsrat berief Klaus Rauscher aus dem Vorstand der Bayerischen Landesbank wie angekündigt zum neuen Vorstandschef der HEW. Rauscher soll auch den künftigen fusionierten Stromkonzern führen, der in seiner reduzierten Version immer noch über 18.300 Mitarbeiter und eine Kraftwerksleistung von rund 14.000 Megawatt verfügen wird. Rauscher erklärte, die Fusion zur „neuen Kraft“ sei nicht gescheitert. Es gebe keine Alternative, auch wenn nun zunächst nur drei statt vier Unternehmen zusammengeführt würden.

Joachim Lubitz, nach der Entlassung von HEW-Chef Manfred Timm im Juni kommissarischer Vorstandssprecher, machte deutlich, dass die HEW ausreichend „liquide“ seien, um erfolgreich auf dem Strommarkt agieren zu können. Eckart Gienke