die stimme der kritik
: betr.: die leiden nach dem 11. september

Trauma, Nikotin und Opium

Die Zeiten sind schwer. Alle sind traumatisiert. In der schwarzgeränderten Hör Zu war neulich auch wieder ein großer Bericht. Ein Psychologe sprach über die Leiden der Zuschauer, die vor ihren Fernsehgeräten viele Traumata erleben. Da ist ja auch was dran, das ist ja nicht zum Lachen. Gerade wenn man CNN guckt, steht man ja auch sehr stark unter Stress, weil bei CNN anders als in früheren Großkrisen am unteren Bildrand auch noch immer so ein aktueller Fließtext vorbeiläuft, der die Aufmerksamkeit doch etwas überfordert. Man schaut das eine Stunde und ist danach fertig.

Um dem Terror nicht zu weichen, darf man mittlerweile glücklicherweise auch wieder ein bisschen lachen. In den Lübecker Nachrichten saß neulich zum Beispiel ein lustiger Mann auf dem Sofa. Er hatte ganz viele Zigaretten im Mund und seine Frau sagte, dass Vati gegen den Terror rauchen würde. Lustige Pointe! Auch der Zeichner der Sonntags-FAZ hatte so eine Idee. Unter der Überschrift „Deutschland im Zwiespalt“ sagte ein Mann im Wohnzimmer: „Einerseits rauche ich jetzt gegen den Terrorismus, andererseits schätze ich den ‚Schwarzen Afghanen‘.“ – Auch wenn es seit dem Einmarsch der Russen überhaupt keinen „Schwarzen Afghanen“ mehr gibt, sondern von dort nur noch Opium.

Egal. Schimon Peres, Israels Außenminister, hat jüngst erklärt, es gehe nicht um einen Zusammenprall der Kulturen des Islams und des Westens, sondern darum, dass sich die Welt in eine „Raucher- und Nichtraucherzone“ aufteile, wie die FAZ berichtete. Auf welcher Seite man als rauchende Produkteinheit so steht, hatte er leider vergessen zu sagen.

Neulich im Edeka standen dann noch zwei kleine Araberjungs in der Schlange und machten ungebührliche Scherze. Der eine sagte: „Mein Vater ist Bin Laden.“ Der andere entgegnete, darüber dürfe man doch keine Witze machen: „So viele Tote! Und auch die armen Flugzeuge mussten ins Krankenhaus.“ DETLEF KUHLBRODT