Marktforschung: Shampoo oder nicht
■ Wann, wie oft und welche Marke
Also mit Marketing-Tests ist das so eine Sache. Da stehen Leute auf der Straße rum und wollen andere Leuten Löcher in den Bauch fragen. Vor allem fragen sie, ob man nicht mal eben („dauert ja nur zehn Minuten“) mit hoch ins Büro kommen könne, wo noch ein ganzer Haufen an Endlosfragen lauert.
Bei schönem Wetter haben sie meist Glück, die Befragerteams. Da sind die Hansestäder guter Laune, lassen sich auf der Sögestraße einfach anquatschen und sind auch noch willig auf Umwegen und durch Hintereingänge hoch in den dritten Stock zu folgen. Fünf von 25 machen Sonnentags vielleicht noch mit.
Oben angekommen, könnte man meinen, dass man nun dem Politbarometer zu gänzlich anderen Einsichten verhelfen könnte. Fragebögen, Bleistifte, Computer. Aber darum geht es hier gar nicht. Neeeeiin. Es geht um so komplexe Themen wie – sagen wir mal – „Haarpflege“.
Im Nebenzimmer werden Ahnungslose bereits mit Listen von Stylingfirmen malträtiert: welche der vielen Haarmarkennamen einem, dank Dauer-Werbeblöcken, in Erinnerung geblieben ist, während man selbst noch grübelt, wann man zuletzt welches Shampoo/Gel/Spray und dergleichen in den Einkaufswagen gepackt hat. Selbst die Friseurinnung dürfte im Interview ob der Masse an Haarpflegeprodukten und Detailfragen zur Haarbeschaffenheit achzelzuck-end resignieren.
Eine Freundin beispielsweise – bei ihr ging es damals noch um Spülmittel, oder so was – hat irgendwann nur noch „keine Ahnung“ von sich gegeben. Die Marktforscher hätten dann schon von ganz allein auf die relevante Antwort für die Marke verwiesen, die die Tests in Auftrag gab.
Diesmal brachte sich die marktforschungbetreibende Marke sehr schnell selbst ins Gespräch. Per Produktliste einer neuen Kollektion. Es wurde beinah richtig spannend. Konnte man doch möglicherweise mitentscheiden, ob man Flaschen dieser Art und dieser Farbe jemals im Supermarktregal begegnen wollte. Vielleicht lässt sich durch dutzendfache simulierte Ablehung die Einführung der neuen Kollektion vermeiden? Abwarten. Zur Belohnung reichte erstmal ein Piccolo.
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