Immobilien als Anlage

Verbraucherschützer fordern: Regierung muss in Sachen Erwerbermodelle handeln. Schaden: 18 Milliarden Mark

Wer sein Geld mangels Rendite aus den Aktienmärkten abzieht und in den Immobilienbereich anlegen will, sollte aufpassen. „Unseriöse Vermittler und Banken beuten ahnungslose Verbraucher aus“, warnt der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Schon seit Ende der 80er Jahre würden Strukturvertriebe und Vermittler „völlig überteuerte Immobilien und Immobilienfondsanteile“ vermarkten. Dabei ködere man – oft „unter aktiver Beteiligung der den Erwerb finanzierenden Kreditinstitute“ – ahnungslose Verbraucher mit Behauptungen, denen zufolge sich beispielsweise durch „Mieteinnahmen und Steuervorteile die Wohnung als Kapitalanlage“ gleichsam von selbst trage. Durch die Einrechnung hoher Provisionen und Gebühren in die Darlehen betrage aber der tatsächliche Wert der Immobilie oft nur die Hälfte der Darlehenssumme.

Berücksichtige man, dass jede durch diese Erwerbermodelle vertriebene Wohnung „im Schnitt um mindestens 60.000 Mark überteuert ist“, summierten sich die Schäden von rund300.000 Geschädigten auf 18 Milliarden Mark.

Der Verband fordert „präventive Maßnahmen zur Disziplinierung der beteiligten Kreditinstitute, Änderung des Verbraucherkreditgesetzes, weit reichende Kontrollmechanismen auf Seiten der Vermittler, eine Erhöhung der vorvertraglichen Transparenz sowie eine Verschärfung der Haftung bei Pflichtverletzungen“. Ein entsprechender Gesetzentwurf des Bundesrates war schon im Sommer 1998 gescheitert. „Das zögerliche Verhalten der Bundesregierung muss endlich ein Ende haben“, sagte dazu Manfred Westphal, Fachbereichleiter Finanzdienstleistungen beim VZBV. Derzeit sei der Verbraucher „bei jeder Kaffeefahrt besser geschützt als beim Kauf eines Immobilienerwerbermodells und dessen Finanzierung“, so auch der Verbraucheranwalt Eberhard Ahr.

Allerdings gehen einige Käufer auch recht blauäugig in das Immobiliengeschäft. Manche erwerben ein Objekt, ohne es zuvor je angesehen zu haben. Andere besiegeln ohne große Bedenken durch so genannte Mitternachtsnotare einen Vertrag über mehrere hunderttausend Mark – allein, weil die Immobilienverkäufer so schöne Versprechungen machen. ALO