Reichlich gefährlich

Zwischenlager für Atommüll sind keineswegs sicher

GRUNDREMMINGEN taz ■ Für das größte deutsche Atomzwischenlager im schwäbischen Gundremmingen beginnt heute der Erörterungstermin. Zwölf dieser Atomlager sind in ganz Deutschland geplant, fünf davon in Süddeutschland. Die Zwischenlager sind wichtiger Bestandteil des Atomausstiegs der Bundesregierung. Atommüll soll demnach künftig an den Standorten zwischengelagert werden, um die umkämpften Transporte nach Ahaus und Gorleben zu vermeiden. Werden diese Lager nicht termingerecht fertiggestellt, droht den Stromkonzernen der Entsorgungsengpass und der Bundesregierung eine neuerliche Auseinandersetzung um die Atomenergie. Im Süden der Republik wollen die künftigen Betreiber erhebliche Baukosten sparen, indem sie weitaus geringere Wand- und Deckenstärken vorsehen, als an den norddeutschen Zwischenlagern. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge in den USA haben Umweltminister Jürgen Trittin und Wolfram König, der Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), jetzt deutlich gemacht, dass zumindest die süddeutschen Zwischenlager wohl nicht wie geplant errichtet werden können.

Das Sicherheitskonzept für diese Zwischenlager wurde freilich längst vor dem 11. September von Fachleuten in Frage gestellt. Der taz liegt ein vertrauliches Sitzungsprotokoll der Reaktorsicherheitskommission vom 1. März 2001 vor. Darin wird eine Minderheitenposition zur „Auslegung gegen zivilisatorisch bedingte Einwirkungen von Außen“ formuliert und die weicht erheblich von der Marschrichtung der Bundesregierung ab. Diese hält die „Reduzierung der Schadensauswirkungen“ auf die Atombehälter alleine für ausreichend. Die Verfasser des Minderheitenvotums fordern jedoch, dass man sich nicht auf die Castor-Behälter alleine verlassen dürfe, sondern viel stärkere Schutzwände und vor allem eine wesentlich stärkere Stahlarmierung nötig sei. Andernfalls könne kein ausreichender Schutz über die gesamte Einlagerungszeit aufrecht erhalten werden.

Bislang sind deutsche Atomanlagen nur gegen den Absturz einer schnell fliegenden und überalterten Militärmaschine vom Typ „Phantom“ ausgerüstet, die lediglich zirka sechs Tonnen Kerosin an Bord haben. Selbst neuere Militärjets sind bereits erheblich gefährlicher, ganz zu schweigen von Verkehrsflugzeugen mit hundert bis dreihundertfünfzig Tonnen Kerosin.

KLAUS WITTMANN