Gibt es einen „Bremer“ nach der Insolvenz?

■ Stadtillustrierte hat hohe Verluste im Anzeigengeschäft / Mehrere Mitabeiter entlassen

Bunt ist der Illustrierten- und Stadtzeitschriftenmarkt. Und hart umkämpft: Am vergangenen Freitag hat der „Bremer“ einen Insolvenzantrag gestellt.

Der „Bremer“ pleite? Aus und vorbei? Ja und nein. Nach Auskunft von Chefredakteur Lothar Bienkowski hat die gerichtlich bestellte Insolvenzverwalterin Stefanie Lüthje bereits in Aussicht gestellt, dass es weitergeht: Auch im November und Dezember wird die Zeitschrift wie gewohnt erscheinen, um einige Seiten reduziert, aber mit redaktionellem Teil, so Bienkowski. „Wenn man genau guckt, stellt man fest, dass die Oktober-Ausgabe schon acht Seiten weniger hat“, gibt der Chefredakteur zu.

„Dass gespart werden musste, war schon länger klar.“, erläutert Bienkowski die Lage. „Aber wir haben es erst mal mit Maßnahmen versucht, die keinem besonders weh tun.“ Beispielsweise mit kürzeren Artikeln. Verhängnisvoll war vermutlich, dass man beim „Bremer“ an Höhen und Tiefen gewöhnt war, die sich „im Jahresschnitt aber immer wieder ausgeglichen haben“, so Bienkowski, a là „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Diesmal hat es nicht gereicht. Vier Angestellte mussten gehen, sogar schon vor dem Insolvenzantrag.

Haben der finanzmächtigere „Prinz“ und die kostenlosen Blätter dem „Bremer“ das Wasser abgegraben? Schließlich hat der „Prinz“ erst kürzlich seinen Preis reduziert. Bienkowski sieht darin nicht die Gründe. Der Knackpunkt soll das überregionale Anzeigengeschäft gewesen sein: Die Rezession zeige sich insofern, als die überregional inserierenden Anzeigenkunden deutlicher auf die Attraktivität der Städte sehen, so Bienkowski. Das bedeute im Klartext: In Berlin, Hamburg, Köln, München und Frankfurt wird inseriert, bei allen anderen Stadtillustrierten wird zweimal überlegt.

Das hat den „Bremer“ eiskalt erwischt. Im Vergleich zum Oktober letzten Jahres sind die überregionalen Erlöse beim „Bremer“ um 34.000 Mark zurückgegangen. Da sich die Gesamtsituation auch in den nächsten Monaten nicht ändern werde, hätte man sich auch nicht über so eine Durststrecke hinwegretten können, erläuterte Bienkowski. Daher die Entscheidung, Insolvenz anzumelden. Ab Dezember soll es mit einer neuen Firma und neuem Kapital für den „Bremer“ weitergehen, „stärker lokal positioniert, vom überregionalen Anzeigenmarkt möglichst unabhängig und mit noch deutlicherem Profil“, sagt der Chefredakteur.

Damit die LeserInnen wieder wissen, warum sie diese und keine andere Zeitschrift kaufen. aro