Statt-Partei bleibt unter sich

■ Für ein attraktiveres Viertel sollen mehr kostengünstige Parkplätze her Keine Platzverweise für Junkies, sondern Therapieangebote

Sich Gedanken um die Zukunft des Steintorviertels zu machen scheint gerade angesagt zu sein. Jedenfalls ist gestern die STATT-Partei auf diesen Zug aufgesprungen: Der Landesvorsitzende, Jan Timke, hatte sich persönlich zum Ziegenmarkt begeben, um eine „Ortsbegehung“ mit interessiertem Publikum vorzunehmen. Es sollte insbesondere um „die Drogenproblematik“ gehen. Außer der taz fanden sich Timkes Stellvertreter, Torsten Schoon, nebst Gattin und weitere drei STATT-Partei-Mitglieder ein sonst niemand. Man gab sich staatsmännisch seriös im dunkelblauen Dreiteiler und mit kleinen Plastik-Namensschildchen am Revers.

Anlass der Einladung zum Ortstermin waren die Ergebnisse einer Bürgerbefragung, die „Die Unabhängigen“, wie sie im Untertitel heißen, im vergangenen August gestartet hatten: Timke und seine Leute hatten 300 Fragebögen an Geschäftsleute „im Viertel“ verschickt. Die Auswertung besagt unter anderem, dass 81,25 Prozent der Antwortenden die „Verunreinigung von Straßen und Plätzen“ als eines der größten Probleme rund ums Steintor sehen. Der Knüller: Auf die 300 Fragebögen bekam die STATT-Partei sagenhafte 16 – in Worten: sechzehn – Antworten. Auch wenn man gestern gänzlich unter sich blieb – noch nicht einmal die Firmen, die geantwortet hatten, waren vertreten – widmete man sich mit Ernst dem Thema. Zum einen die Verkehrsführung an der Sielwallkreuzung: Man kann, wenn man Richtung Innenstadt mit dem Auto fährt, nur nach rechts in den Dobben oder nach links in den Sielwall einbiegen, nicht aber geradeaus den Ostertorsteinweg entlang fahren. Fahrzeuge der BSAG, Fahrräder und Taxen dürfen dort sehr wohl geradeaus fahren. Schikanös auch die fehlenden Autoparkplätze, manifestiert in den immer nur einseitig zu „beparkenden“ Querstraßen zum Steintor. Auf der anderen Seite dieser schmalen Wohnstraßen verhindern Poller das Zuparken. Die STATT-Partei würde am liebsten die Gehwege schmaler machen und überall am Steintor Autos parken lassen. Dass man dann kaum noch mit einem Kinderwagen an den Auslagen der Geschäfte vorbei kommt, war hierbei noch nicht berücksichtigt.

Ein echtes Problem fürs Viertel seien die Junkies, sagen die Unternehmer. Die STATT-Partei will aber keine Drogenabhängigen mit Platzverweisen aus dem Viertel vertreiben. Das würde das Problem nur in die Neustadt verlagern. Ein Gesamtkonzept habe man aber noch nicht. Zeitnah einen Therapieplatz zu bekommen soll möglich werden, und für „weitere Hilfsangebote“ wollen die STATT-Leute Gelder locker machen, „die jetzt alle eingespart werden.“

Die 14 Geschäftsleute, die den Fragebogen beantwortet haben, äußern jedenfalls ein hohes Unsicherheitsgefühl: In ihren Antworten beschreiben sie, wie sie ab 20 Uhr Schwarzafrikaner gesehen haben wollen, die rund um den Ziegenmarkt anfangen würden, zu dealen. Und die zu Hilfe gerufene Polizei würde, wenn überhaupt, dann erst nach langer Zeit kommen.

Vorschlag der STÄTTER: Auf dem Ziegenmarkt wäre der ideale Ort für eine mobile Wache, die rund um die Uhr mit zwei Beamten besetzt sein soll. Das würde auch gleich das Sicherheitsgefühl aller Anlieger enorm erhöhen.

Während der Steintor-Begehung fuhren innerhalb von einer halben Stunde mindestens drei Streifenwagen auf und ab. Das scheint aber noch nicht zu reichen. „Wenn Sie im Auto sitzen, sind die Polizisten zu weit weg. Die fahren ja nur vorbei.“ Der viel bessere Vorschlag der STATT-Partei: Fußstreifen, die den ganzen Tag präsent sind. aro