Klassik gegen Frauenhandel

■ Der Bremer Frauenclub „Soroptimist International“ engagiert sich gegen ein schmutziges Geschäft / Benefizkonzert Ende Oktober für Modellprojekt

Frauenhandel ist kein neues Phänomen: Seit der Öffnung des ehemaligen Ostblocks geraten immer mehr Frauen in die Fänge von Menschenhändlern, die ihnen meist Au-Pair-Stellen oder andere gut bezahlte Jobs versprechen.

Gegen dieses schwerwiegende Problem engagiert sich jetzt der Bremer Club von „Soroptimist International“, einer weltweit vertretenen Frauenvereinigung mit hohen ethischen Werten. Seit 1921 gibt es die Soroptimistinnen, zu ihren Zielen zählt seit jeher der Einsatz für Menschenrechte und die Verbesserung der Stellung der Frau. Sie wollen, heißt es in einer Selbstbeschreibung „einen Geist der Freundschaft entwickeln, Hilfsbereitschaft fördern und damit einen Beitrag zu internationaler Verständigung zu liefern.“ In Bremen gibt es inzwischen 30 von ihnen.

Die Soroptimistinnen, deren Name auf das lateinische „sorores optimae“, wörtlich etwa „die besten Schwestern“, zurückgeht, wollen an der Stelle einspringen, wo andere soziale Sicherungen versagen. Deshalb haben sie einen Benefizabend – ein klassisches Konzert mit Podiumsdiskussion – für den 27. Oktober organisiert. Dessen Erlöse sollen dem Projekt „Contra“ zugute kommen.

„Contra“ ist ein Modellprojekt gegen Frauenhandel in Schleswig-Holstein. Durch seine Lage als Ostseeanrainerland ist dort der Handel mit Frauen in die Prostitution ein relevantes Problem. Das Hilfsprojekt ist auf Initiative der nordelbischen Kirche entstanden und arbeitet seit 1999 für und mit vom Frauenhandel betroffenen Migrantinnen. Es verschaffe den Frauen einen Unterschlupf und versorge sie „auch mal mit einer Zahnbürste“, wie die vor kurzem aus dem Amt geschiedene Präsidentin des Bremer Clubs, Hanneke van Maanen, formuliert. Aber „Contra“ biete noch mehr: Laut van Maanen berät und informiert das Projekt die betroffenen Frauen in allen relevanten Fragen, hilft ihnen bei der Rückkehr in ihre Heimatorte oder kümmert sich um professionelle psychologische Betreuung der Traumatisierten.

Monica Borgward, neugewählte Präsidentin der Soroptimistinnen in Bremen berichtet, dass sich von insgesamt zwanzig Clubs in Norddeutschland bislang zwölf der Selbstverpflichtung unterworfen haben, für dieses ausgewählte Frauen-Hilfsprojekt in den nächsten drei Jahren jeweils 10.000 Mark an Spendengeldern zu sammeln. Bereits heute übergibt van Maanen in Stade einen Spenden-Check über die volle Höhe von 10.000 Mark an „Contra“.

„Das Geld dafür müssen wir jetzt nur noch verdienen“, sagt die frühere Clubpräsidentin. Sie ist optimistisch, das Geld zusammen zu bekommen: Das Konzept der Soroptimistinnen, ein klassisches Konzert mit einer Podiumsdiskussion zu verbinden, haben die Soroptimistinnen bereits 1999 erfolgreich vorexerziert. Damals ging es um die Beschneidung von Frauen – der Sendesaal von Radio Bremen war bis auf den letzten der 220 Plätze ausverkauft.

Extra für das diesjährige Benefizkonzert hat eine der „Schwestern“, die Bremer Komponistin Ursula Görsch, ein Duo für Violine und Klavier geschrieben. Zur Uraufführung wird sie aus Accra in Ghana anreisen, wo sie mittlerweile als Universitätslektorin arbeitet und lebt. Ausführende sind Birgid von Rohden, Professorin an der Hochschule für Künste, am Klavier. Beate Weis von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen übernimmt den Violinenpart.

Im Anschluss informiert eine Diskussion über Frauenhandel und Zwangsprostitution. Für das Podium eingeladen sind Brigitte Melinkat von der Bremer Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau, Nicole Zündorf-Hinte als Vertreterin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Claudia Langholz vom Projekt „Contra“, und Melsine Grevesmühl von Soroptimist International vervollständigen die Runde.

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Der Benefizabend findet im Sendesaal von Radio Bremen statt. Der Eintritt beträgt 50 Mark pro Person oder 80 Mark pro Paar. Karten können vorbestellt werden bei der Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau, Tel. 3613133, oder bei Monica Borgward, Präsidentin von Soroptimist International in Bremen, Tel. 230286. Es gibt auch eine Abendkasse.