Endlich in die Hufe gekommen

■ Nach 32 Jahren stehen die Hamburger Ermittlungen gegen den Ex-Gestapo-Chef von Genua kurz vor dem Abschluss

Noch bis vor kurzem lebte der Ex-Gestapo-Chef von Genua und inzwischen 92-jährige Friedrich Engel von der Justiz unbehelligt in Hamburg. Obwohl er im November 1999 von einem Militärgericht in Turin wegen 246fachen Mordes in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Erst als Journalisten ihn im April in seinem Haus in Lokstedt aufspürten, nahm die Staatsanwaltschaft das seit 1969 im Sande verlaufene Verfahren wieder auf. In den 70er Jahren waren die Ermittlungen nach diversen Anläufen immer wieder ausgesetzt worden, da Akten häufiger verschwunden waren.

Inzwischen ist ein Sonderdezernat gebildet worden, das im In- und Ausland ermittelt. So wurden umfangreiche Akten des Militärgerichtsverfahrens ausgewertet. Unter Einbeziehung eines italienischen Historikers und Sachverständigen, der über gute Kenntnisse der Partisanenaktivitäten in Ligurien verfügt , konnten in deutschen Archiven Beweisunterlagen sichergestellt werden. Hieraus ergaben sich Hinweise auf 200 mögliche Zeitzeugen, deren Verbleib zurzeit von der Kriminalpolizei ermittelt wird und die vernommen werden sollen. Weitere ergänzende Unterlagen konnten in einem Archiven in Wa-shington aufgestöbert werden.

Vor zwei Monaten durchsuchten Ermittler das Haus des so genannten „Henker von Genua“ und stellen Korrespondenzen und Notizen sicher. Seitdem ist Engel mehrfach vernommen worden. Laut Staatsanwaltschaft hat er sich dabei nach einen öffentlichen Teilgeständnis im Sommer „kooperativ“ gezeigt und Angaben zur Turchino-Aktion gemacht, bei der im Mai 1944 nach einem Anschlag auf ein Soldatenkino in Genua 59 Gefangene hingerichtet wurden. Auch zum Benidicta-Komplex sagte er aus. Bei der Strafaktion gegen Partisanen im April 1944 waren 147 Gefangene erschossen worden. Engel machte auch Angaben zur Ermordung von 18 Personen im Dorf Cravasco im März 1945. Die Ermittlungen stehen laut Staatsanwaltschaft vor dem Abschluss. kva