Nike Wagner geht

■ Komponisten-Urenkelin bestand vergeblich auf Erhöhung des Kulturetats

Das Signal des Rechtsblocks irritierte von Anfang an: den Kultursenatorposten Nike Wagner anzutragen – einer kritischen, konzeptstarken Persönlichkeit, die mit ihrer Forderung nach struktureller Erneuerung der Bayreuther Festspiele immer wieder an den Konservatismen ihres Onkels Wolfgang Wagner scheiterte. Und an dem Versuch, die Festspiel-Leitung gegen den Willen des 82-Jährigen selbst zu übernehmen.

Ausgerechnet sie wollte der Rechtsblock, der noch Tage zuvor „Leistungsvereinbarungen“ für Intendanten gefordert hatte, zur Senatorin machen – ein merkwürdig konzeptloser Vorschlag angesichts der Tatsache, dass zuvor Rolf Mares, Ex-Leiter der Komödie Winterhuder Fährhaus, im Gespräch gewesen war.

Seit zwei Tagen sei er mit der parteilosen Expertin und Autorin im Gespräch, berichtete gesten Ole von Beust, und man sei auf „gutem Weg“ gewesen. Nike Wagner habe die Entscheidung bloß nochmal überschlafen wollen – und gestern morgen überraschend abgesagt. Ihre Forderung, das KZ Neuengamme zur reinen Gedenkstätte zu machen, sei erfüllt worden, nicht aber die nach einer Erhöhung des Kulturetats von zwei auf 2,5 Prozent des Gesamtbudgets, so Wagner. Enttäuscht sei er darob gewesen, erklärte von Beust; Gespräche mit anderen „kompetenten Persönlichkeiten“ würden wieder aufgenommen.

Offen bleibt allerdings, warum die Komponisten-Urenkelin die Geldfrage nicht vor ihrer Hamburger Stippvisite klärte. Merkwürdig auch, dass sie grundsätzlich bereit gewesen wäre, im CDU-FDP-Schill-Block mitzuarbeiten. Und dass Hamburg derzeit kein Pflaster für eine flächendeckende „kreative, zukunftsweisende Kulturpolitik“ ist, hätte sie durchaus vorher wissen können. Petra Schellen