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Italien

Es wird viel gelernt – das meiste auswendig

„Zwei kleine Italiener, die träumen von Napoli“ – so weit der Schlager aus den Sechzigern, und die deutsche Nation träumt mit, bis heute. Wer in Italien studiert, meidet den Süden jedoch eher und sucht sein Glück ab Rom aufwärts. Die meisten landen in Perugia. Denn dort gibt es die Ausländeruni, an der Sprache und Kultur des Sehnsuchtslandes gelehrt werden.

Perugia ist herrlich international, vom schwedischen Filmfest bis zu brasilianischen Partys oder spanischen Studenten, die mit Gitarren und Bardentrachten ihrer Heimatunis nachts durch die Straßen ziehen. Aber Perugia kann auch italienisch: Dank der zentralen Lage mitten im Stiefel sind sämtliche Highlights des Italientourismus von der umbrischen Hauptstadt aus an einem Wochenendtrip zu erreichen. Mit anderthalb Stunden Autofahrt in Richtung Nordwesten ist Florenz erreicht, zwei Stunden in Richtung Südwesten, und man ist in Rom.

Neben Perugia steht das Mekka der Politikwissenschaftler, die ebenfalls multikulturell gemischte Universität Siena, hoch im Kurs. Hier unterrichtet auch der Lusitanist und Autor Antonio Tabucchi. Wer aber nicht gerade an einer erhabenen Universität wie der römischen Sapienza oder der Mailänder Elite-Uni Bocconi – vorwiegend für Betriebswirtschaftler – landet, stellt schnell fest: An italienischen Hochschulen dominieren Frontalunterricht und Massenbetrieb. Die Studenten werden selten bis nie ins Geschehen einbezogen, weswegen sie ihre Zeit damit verbringen, jedes Wort aus dem Gelehrtenmund eifrig mitzuschreiben. So ist dann auch die Veranstaltung, je nach dem Profil der Profs, von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübend.

Das Studium ist auf vier Jahre ausgerichtet und hat einen genau festgelegten Fahrplan. Zum Beispiel: Englischstudenten beschäftigen sich im ersten Jahr mit Literaturgeschichte und Romanen, danach mit Theater, es folgt ein Jahr Lyrik und dann Literaturtheorie. Schwerpunkte bleiben dem Professor überlassen. So erwerben die italienischen Studenten ein sehr breites Grundwissen in ihrem Fach, das den deutschen Kommilitonen meist völlig fehlt. Die Vorlesungen haben zudem oft einen viel größeren Begeisterungswert als in Deutschland, wenn das italienische Temperament mit den Gelehrten durchgeht.

Das akademische Jahr schließt mit mündlichen Prüfungen ab, für die man in mühevoller Kleinarbeit einfach die Vorlesungsskripte auswendig lernt. Hier erwirbt man aber auch die Fähigkeit, zu argumentieren und die eigenen Thesen zu verteidigen. In den Prüfungen gilt das Rückgaberecht: Lag der Student ordentlich daneben, kann er die Note ablehnen und es beim nächsten „Appell“ drei Monate später noch einmal versuchen.

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