„Ich habe mich gefreut“

Uschi Eid, die neue Afrika-Beauftragte des Bundeskanzlers und altgediente grüne Entwicklungspolitikerin

Wenn Uschi Eid spricht, rutscht ihr die kleine runde Brille meist ein Stück nach unten. Das liegt daran, dass sie beim Reden mit den Armen rudert: Je wichtiger ihr ein Satz ist, umso mehr. Wenn es um Afrika geht, sieht sie deshalb von weitem aus wie eine rotierende Windmühle.

Denn kaum ein Thema betrachtet die grüne Entwicklungspolitikerin so sehr als ihr Steckenpferd. Seit sie nach dem Regierungswechsel 1998 zur parlamentarischen Staatssekretärin im Entwicklungsministerium (BMZ) ernannt wurde, hat sie den Kontinent fünfmal bereist. Von 1992 bis 1994 war sie für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und für die Deutsche Ausgleichsbank in Eritrea. Dort beriet sie „Rückkehrer und Rückkehrerinnen“, die in Deutschland im Exil gelebt hatten, bei der Gründung einer neuen Existenz. Dass Bundeskanzler Gerhard Schröder sie jetzt zu seiner „persönlichen Afrika-Beauftragten“ gemacht hat, erstaunt wenig – auch sie selbst nicht: „Ich habe mich gefreut und gedacht, keine schlechte Wahl.“

Bis zum nächsten G-8-Treffen in Kanada soll Uschi Eid an einem „Aktionsplan für Afrika“ mitwirken. Den hatten die G-8-Staaten im Juli in Genua angekündigt – als Reaktion auf die „Neue Afrikanische Initiative“ (NAI) 15 afrikanischer Staaten. Geld wird der Bundeskanzler seiner Beauftragten nicht in die Tasche stecken. Aber darum gehe es zunächst auch gar nicht, erklärt Uschi Eid. Sondern: „Die NAI zeigt ein ganz neues Selbstbewusstsein. Sie will eigene Verantwortung dafür übernehmen, attraktiv für Investoren zu werden und gute Regierungsführung zu garantieren. Und darin müssen wir sie unterstützen.“

Der neue Job dürfte die Grünen-Veteranin auch ein bisschen dafür entschädigen, dass sie als Staatssekretärin doch immer nur die zweite Geige spielt. Große Auftritte mit Kofi Annan oder Fidel Castro bleiben meist ihrer Chefin, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), vorbehalten. Gelegentlich muss sie schon bittere Pillen schlucken: So sagte ihr der stellvertretende deutsche Botschafter in Ecuador, als es um die Unterzeichnung eines Umschuldungsakommens ging, wenn sie wolle, dürfe sie das auch als Staatssekretärin unterschreiben – „das ist unschädlich“.

Dabei hatte die 52-Jährige schon seit ihrer Studentenzeit in den 70er-Jahren mit Entwicklungspolitik und mit der Solidaritätsbewegung zu tun. 1973 reiste sie nach dem Pinochet-Putsch nach Chile und gründete anschließend in Stuttgart ein Chile-Komitee. Im März 1980 ging sie zu den Grünen, zwei Monate nach deren Gründung. „Ich bin wegen des Gedankens der internationalen Solidarität eingetreten.“ Von Anfang an war Eid bei den Grünen für Entwicklungspolitik zuständig, anfangs noch in Baden-Württemberg, wo sie heute noch mit ihrem Mann in einem solargedeckten Haus lebt, später in Bonn und Berlin.

In der „Szene“ ist die zierliche, energische Frau bestens bekannt – und bei manchen alten Hasen umstritten. Die haben ihr nicht verziehen, dass sie sich als Regierungsmitglied dem neuen grünen Pragmatismus unterworfen hat. Die Forderungen einiger Globalisierungskritiker, etwa nach einem totalen Schuldenerlass für die Entwicklungsländer, hält sie für naiv. Eid: „Als Politikerin habe ich nicht die Aufgabe, mich für oder gegen etwas zu bekennen, sondern ich muss überprüfen, was machbar ist.“

KATHARINA KOUFEN