Aufstehen gegen das Atomklo

Entlang der transsibirischen Eisenbahnstrecke wollen Russlands Bürger heute gegen Atommüllimporte protestieren. Erste Lieferung aus Bulgarien steht unmittelbar bevor

BERLIN taz ■ Entlang der 7.000 Kilometer langen transsibirischen Eisenbahn wollen die Russen heute gegen den Import von Atommüll protestieren. Am 18. Oktober hatten die Duma ein Gesetz verabschiedet, dass die Einfuhr atomarer Abfälle legalisiert. Schnurstracks machte sich ein Sonderzug des russischen Atomministeriums zum bulgarischen AKW Kozloduny auf, der jetzt noch auf eine Transitgenehmigung der Ukraine wartet.

Vertragsgemäß sollen etwa 41 Tonnen verbrauchten Kernbrennstoffes aus Kozloduny in ein Endlager nahe der sibirischen Stadt Krasnojarsk gebracht werden. Bulgarien zahlt 620 Dollar Lagergebühr je Kilo – ein Preis, der hinter den Versprechungen der Atomlobby zurückbleibt. Die hatte mit einem Verdienst von 1.000 Dollar gelockt.

Die Atommüllimporte sind in Russland extrem unpopulär. Bei einer Meinungsumfrage sprachen sich 90 Prozent der BürgerInnen gegen das Gesetz aus. „Der atomare Terrorismus droht Russland in ganz besonders hohem Maße“, warnt Sergej Mitrochin von der liberalen Duma-Fraktion Jabloko.

Zentren der vom Innenministerium vorsorglich verbotenen Proteste sind unter anderem die drittgrößte russische Stadt Jekaterinburg, Sibiriens größte Metropole Nowosibirsk, Birobidschan und Ussurijsk. Neben Umweltschutzorganisationen beteiligen sich auch Gruppen wie „Sibirische Wissenschaftler für globale Verantwortung“, „Komitee für eine Arbeiterinternationale“ und Studentenverbände. „Die Mehrheit unserer Deputierten haben Glück, dass sie nicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben“, sagte Wladimir Tschuprow von Greenpeace in Moskau, „dort steht nämlich auf den Import radioaktiver Materie die Todesstrafe. Bei uns kann ihre Entscheidung allenfalls ihr politisches Todesurteil bedeuten.“ BARBARA KERNECK

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