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Exil in Mexiko

Im Vergleich zu südamerikanischen Ländern wie Argentinien landete nur eine relativ kleine Gruppe deutschsprachiger Exilanten im legendären Hafen von Veracruz in Mexiko; Exilforscher schätzen die Zahl auf 1.500 bis 2.000.

Viele der Exilanten waren – oftmals jüdische – Intellektuelle, denen aus politischen Gründen das begehrte Visum in die USA verwehrt blieb und die aufgrund der liberalen Asylpraxis des antifaschistischen Präsidenten Lázaro Cárdenas (1934–1940) aufgenommen wurden.

So entwickelte sich hier eine ausgeprägte Exilkultur, die Metropole wurde zum Sammelbecken namhafter deutscher Künstler aller Schattierungen: darunter überzeugte Parteikommunisten wie die Literaten Anna Seghers, Ludwig Renn, Bodo Uhse und der rasende Reporter Egon Erwin Kisch – der sich in seiner neuen Heimat auf die Suche nach „Entdeckungen in Mexiko“ (so der Titel seiner berühmten Reportagensammlung) machte – aber auch so genannte Abweichler wie der Fotograf Heinrich Gutmann, das Psychologenehepaar Otto und Alice Rühle und der Schriftsteller Gustav Regler.

Als ihre wichtigste Mission im Kampf gegen den Hitler-Faschismus sahen die Exilanten die Kulturarbeit an. Im Zentrum stand dabei der von den Kommunisten 1941 gegründete Heinrich-Heine-Club, der sich schon bald zu einem blühenden Kulturzentrum entwickelte, in dem Lesungen und Konzerte stattfanden, Vorträge gehalten und Theaterstücke aufgeführt wurden, etwa die „Dreigroschenoper“ und Büchners „Woyzeck“.

Auch publizistisch herrschte rege Betriebsamkeit. Die Zeitschrift Das Freie Deutschland war eine der führenden Periodika des deutschsprachigen Exils, und der Exilverlag „Das freie Buch“ – der von dem jungen Spanienkämpfer Walter Janka betreut wurde – publizierte mehrere Dutzend in Deutschland verbotene Schriften.

Der Antifaschismus als kleinster gemeinsamer Nenner aber konnte die ideologischen Gräben nicht überbrücken. Besonders die KPD-Gruppe um Kisch (den Mariana Frenk-Westheim als „persönlich sehr reizenden Menschen, aber leider auch fanatischen Stalinisten und Denunzianten“ beschreibt) und Seghers denunzierte Parteilose und Nichtkommunisten als Trotzkisten oder gar Naziagenten; Leo Trotzki selber war in seinem mexikanischen Exil schon 1940 von Schergen des stalinistischen Geheimdienstes erschlagen worden.

Während die parteikommunistischen Exilanten nach Kriegsende in der Hoffnung auf ein neues Deutschland zurückkehrten, entschieden sich andere – meist jüdische – Flüchtlinge zum Bleiben.

Viele von ihnen – darunter die Schweizer Journalistin Gertrude Duby, die Schauspielerin Brigitte Alexander, der Fotograf Walter Reuter und der Maler Wolfgang Paalen – verschmolzen schnell mit dem mexikanischen Kulturbetrieb.

Manche der Rückkehrer konnten sich allerdings nur schweren Herzens trennen. So schwärmte Walter Janka in seiner Autobiografie von den mexikanischen Jahren als der „glücklichsten Zeit meines Lebens“. Auch Anna Seghers, die in Mexiko „Das siebte Kreuz“ verfasste, bedauerte bei ihrer Rückkehr in das geteilte Berlin, dass es „hier keinen mexikanischen Sektor gibt“. ANNE HUFFSCHMID

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