Kito kopflos

■ Mitten in der Sanierung des alten Packhauses springt der erste Vorsitzende ab: „Keine Basis mehr für Zusammenarbeit“

„Es gab keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit.“ Sagt Rainer Hoffmann, bis letzten Freitag Vorstandsvorsitzender des Kito – Altes Packhaus Vegesack. Das Bremen Norder Veranstaltungszentrum hätte Kontinuität indes nötig. Seitdem vor rund einem Jahr Defizite in Höhe von 500.000 Mark aufgetaucht sind, ist es zum Sanierungsfall geworden. Ein, gemessen an den staatlichen Zuschüssen, zu ambitioniertes Kulturkonzept hatte diese Defizite verursacht, sie auszugleichen oblag seit Beginn dieses Jahres neben dem Geschäftsführer Stefan Linke auch dem sechsköpfigen Vorstand des Vereins.

Auf der vergangenen Vorstandssitzung nun kam es zur Palastrevolte. Hoffmann, selbst nicht anwesend, sollte die Vertrauensfrage gestellt werden. Der wollte das offenbar nicht mehr abwarten – über seine Nachfolge will bislang niemand spekulieren, erst nach der nächsten Mitgliederversammlung am 28. November will stellvertretender Vorsitzender Uwe Maier Stellung nehmen.

Einen offenkundigen Streitpunkt gibt es allerdings. Hoffmann favorisierte die Verpachtung der unteren Etage des alten Packhauses an den Vegesacker Großgastronomen Dietrich. Mit den regelmäßigen Einkünften aus der Pacht hätte man – beim sonst risikoreichen Veranstaltungsgeschäft – eine feste Größe auf der Habenseite der Bilanz. Aus Sicht anderer Vorstandsmitglieder erschien der Pachtvertragsentwurf aber als nicht lukrativ genug. Sie möchten die Gastronomie gerne in Eigenregie betreiben. In früheren Zeiten waren in der unteren Etage künstlerische Werkstätten untergebracht – eine Idee des Kito-Gründers und heutigen Ehrenvorsitzenden Hermann Krauß.

Das Fortführungskonzept, das als Bedingung für die Kulturbehörde, sich weiterhin an der Förderung zu beteiligen, vom Vorstand Anfang dieses Jahres geschrieben wurde, sieht allerdings vor, dass man sich aufs Veranstaltungsgeschäft beschränkt.

Jährlich beläuft sich der Zuschuss auf 400.000 Mark, davon je die Hälfte von Kultur- und Wirtschaftsressort. Die Rückzahlung der Schulden ist nach Auskünften aus der Kulturbehörde, des Kito-Vorstandes und -Geschäftsführers auf einem guten Weg. Von den 500.000 Mark Schulden sind 250.000 durch den Verkauf des Werkstätten-Inventars getilgt worden, die anderen werden aus dem laufenden Zuschuss nach und nach bezahlt.

Für den Rücktritt Hoffmanns werden vor diesem finanziell relativ entspannten Hintergrund auch atmosphärische Gründe genannt. Er habe zu wenig Rücksprache mit den anderen gehalten, zu viele Alleingänge unternommen und die kulturelle Geschichte des Hauses nicht respektiert. hey