Mit Dollar und Mandela

Südafrikanische Soldaten sind in Burundi gelandet, um ab übermorgen eine Übergangsregierung zu schützen. Ihr locken Millionenhilfen aus dem Ausland

Die Korruption wird zunehmen, wenn die Auslandshilfe für Burundis Frieden fließt

BERLIN taz ■ In dieser Woche entscheidet sich, ob das Afrika der Großen Seen neue Friedensperspektiven findet. Am 1. November bekommt Burundi eine Übergangsregierung, die den seit 1993 andauernden Bürgerkrieg zwischen Tutsi-Armee und Hutu-Rebellen beenden und eine neue politische Ordnung für das Land ausarbeiten soll. Gelingt das, dürfte dies zum Modell für Frieden und Versöhnung in der ganzen Region werden. Scheitert es, ist mit einer Eskalation des regionalen Krieges zu rechnen.

In der Übergangsregierung bleibt der amtierende Tutsi-Präsident Pierre Buyoya, der 1996 in einem Militärputsch die Macht ergriff, im Amt. Ihm wird der Hutu-Politiker Domitien Ndayizeye als Vize zur Seite gestellt. Nach 18 Monaten wird ein Hutu Präsident mit einem Tutsi als Vize. Insgesamt amtiert diese Konstellation drei Jahre lang. Zwar besteht auch die bisherige Regierung aus Hutu und Tutsi, aber die Übergangsregierung soll mehr Parteien umfassen und politische Reformen angehen.

Um die Tragweite zu unterstreichen, begleitet Südafrika die Einführung der Übergangsregierung mit seiner ersten Militärintervention außerhalb des südlichen Afrika. 240 südafrikanische Soldaten, erstes Kontingent einer auf 701 Mann geplanten Mission, trafen am Sonntag in Burundis Hauptstadt Bujumbura ein. Sie sollen Kern einer „Sonderschutztruppe“ werden, die ein sicheres Umfeld für aus dem Exil zurückkehrende Hutu-Politiker bietet.

Das ist eine symbolische Aktion. Ursprünglich wollte Südafrika eine 10.000 Mann starke afrikanische Friedenstruppe mit UN-Mandat – aber weder UNO noch andere afrikanische Länder zogen mit. Die Südafrikaner sollen auch nur gemeinsam mit Burundis Armee aktiv werden, um Misstrauen radikaler Tutsi zu entschärfen. Ihre Landung erregte daher weniger Aufsehen als die Rückkehr des ersten prominenten Hutu-Exilführers Jean Minani am Samstag. Dem Vorsitzenden von Burundis größter Partei „Frodebu“ (Front für Demokratie in Burundi) sollen etwa 150 weitere Exilführer folgen.

So rechnet kaum jemand damit, dass der Termin 1. November noch platzt. Zu groß ist der finanzielle Anreiz, den eine internationale Geberkonferenz in Paris bereits im Dezember 1999 Burundi für den Fall eines Friedens anbot: 440 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe – zwei Drittel des burundischen Bruttoinlandsprodukts. Am Wochenende schlug Südafrikas Expräsident und Burundi-Friedensvermittler Nelson Mandela sogar vor, diese Summe zu verdoppeln.

Beobachter in Bujumbura erwarten, dass Burundis immense Korruption schwindelerregende Ausmaße annehmen wird, wenn die Hilfe fließt. Bereits jetzt arbeiten Hutu und Tutsi in Buyoyas Regierung einträchtig zusammen, wenn es darum geht, Geld zu veruntreuen und sich Luxusvillen zu bauen, von denen in den besseren Vororten der Hauptstadt derzeit ein Straßenzug nach dem anderen entsteht.

Zum Beispiel, erklärt ein Ökonom, lässt sich der Hutu-Landwirtschaftsminister vom Tutsi-Finanzminister Geld für Saatgüterimporte geben, die nur auf dem Papier getätigt werden; dann teilen sich die beiden Minister das Geld. Bereichert hätten sich Politiker und Beamte auch dadurch, dass sie in der Hauptstadt staatliches Bauland kaufen und dann für das Hundertfache des Kaufpreises weiterveräußern. Solche Phänomene haben nichts mit Hutu-Tutsi-Rivalitäten zu tun und sind daher vom Friedensprozess nicht betroffen. DOMINIC JOHNSON