Zuschlag für Anthroposophen

Kreise: Die GLS-Gemeinschaftsbank kann die gescheiterte Ökobank nun doch übernehmen. Unklar ist, was aus dem Kapital der Genossenschaft wird: Geht es auch an den Ökobank-Käufer, oder soll damit ein neues Unternehmen begründet werden?

von DAVID SCHRAVEN

Das Rennen um die Übernahme der gescheiterten Ökobank ist offenbar entschieden. Nach Informationen aus Bankenkreisen soll das alternative Geldinstitut in den nächsten Tagen an die GLS Gemeinschaftsbank verkauft werden. Wie die taz erfuhr, hat der Vorstand der Bankaktiengesellschaft Hamm (BAG), an die die Ökobank im Juni übergangsweise ausgegliedert worden war, das Geschäft bereits beschlossen. Die Zustimmung des Aufsichtsrates stehe aber noch aus. BAG-Vorstandschef Udo Wittler wollte sich nicht dazu äußern. Über den Verkaufspreis wurde bislang nichts bekannt. Ein Sprecher der GLS-Bank sagte der taz: „Der Erwerb darf die GLS-Bank nichts kosten.“ Die GLS hat ein Bilanzvolumen von 368 Millionen Mark, das der Ökobank lag zuletzt bei 366,7 Millionen.

Um die Ökobank hatte sich neben der anthroposophischen GLS-Bank auch die niederländische Triodos Bank bemüht, die ethisch-ökologisch ausgerichtet ist. Sie soll der BAG einen zweistelligen Millionenbetrag geboten haben. „Wir wollen Zugang zu den Kunden der Ökobank“, bestätigte Triodos-Vorstand Frans de Clerck der taz.

Die BAG ist das Sicherungsinstitut des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenkassen. Sie hatte die Alternativbank im Juli 2001 von der Genossenschaft der Ökobank übernommen, nachdem deren Pleite unmittelbar bevorstand. Gespräche mit der GLS-Bank, die schon damals als neuer Eigentümer favorisiert wurde, scheiterten. Als Grund für die Absage hatte GLS-Vorstand Thomas Jorberg „Angst vor den großen Risiken“ genannt. Man habe nicht für Altschulden geradestehen wollen.

Der Kauf der Ökobank wäre für die GLS-Bank heute ein Schnäppchen. Die geplatzten Großkredite sollen nach Informationen der taz bei der BAG verbleiben. Neben Kundendaten aus dem ethisch-ökologischen Bereich könnte der neue Eigner rund 300 Millionen Mark Kredite mit übernehmen. Und zusätzlich könnten 10 Millionen Mark winken: das Kapital der ehemaligen Genossenschaft der Ökobank, die seit der Aufgabe des Bankgeschäfts unter dem Namen Ökoband e. G. nach neuen Zielen sucht. Ob es dazu kommt, wollen die 21.000 Genossen auf einer Vertretersammlung am 24. November beschließen. Nach dem Abtreten des Ökobank an die BAG sind der Genossenschaft 15 Millionen Mark Kapital geblieben. Davon werden 5 Millionen Mark als Verlustvortrag geführt. Die verbleibenden 10 Millionen Mark sollen nach dem Willen einiger Vertreter der Ökoband e. G. als Kapital an die Bank weitergeleitet werden, die die Ökobank übernimmt. Wie die taz erfuhr, werden mit der GLS-Bank bereits Gespräche über eine Übernahme der Ökoband-Genossenschaft geführt. Die wäre gar nicht so einfach: Würde die Ökoband e. G. das Geld als Institution in die GLS-Bank investieren, hätten die 21.000 Mitglieder nur eine Stimme – auch die GLS-Bank wird von einer Genossenschaft gehalten. Die Ökoband e. G. erwägt deshalb einen Massenübertritt ihrer Mitglieder. Dann könnten ihre Genossen die 12.000 Mitglieder starke Genossenschaft der GLS-Bank jedoch majorisieren und deren ideologisches Gesicht verändern. Die GLS-Genossenschaft hat deswegen die Erhöhung der Mindesteinlage beschlossen. Vorstand Thomas Jorberg: „Wir wünschen eine Zieleinlage von etwa 400 Euro.“ Damit wäre ein Großteil der Ökobandler mit seinen Minieinlagen von 100 Mark ausgeschlossen.

Es gibt aber auch andere Ideen für die Verwendung des Ökoband-Kapitals. So wird in Führungskreisen diskutiert, die Genossenschaft in ein Unternehmen umzuwandeln. Geschäftsfelder: Energieberatung und ökologisch-ethische Geldgeschäfte.