„Pu der Bär“ mit Alibi-Kind

■ Die Puppenspielerin Uta Siara zeigt in ihrem Figurentheater „Strandgut“ Poetisches, Fetziges und Märchenhaftes

Als Uta Siara auf ihre „innere Stimme“ hörte und beschloss, Puppenspielerin zu werden, war ihre erste Tochter gerade geboren und sie lebte – „völlig angetan von der wilden Zirkusromantik“ – in einem Zirkuswagen im Teutoburger Wald.

Kurz entschlossen besuchte sie zwei Jahre lang das Figurentheaterkolleg in Bochum, lernte Bühnenbau, Pantomime, Figurenbau, Schauspiel, Gesang – und begann zu spielen. Mit einer Freundin, der kleinen Tochter und zwei Campingautos tingelte sie acht Wochen lang die Ostseeküste entlang und spielte auf Zeltplätzen ihr erstes selbst entwickeltes Stück.

Das war vor nunmehr 13 Jahren. Heute lebt Uta Siara im Ostertorviertel und kann sich mit ihrem mobilen Ein-Frau-Figurentheater „Strandgut“ ganz gut über Wasser halten. Illusionen macht sie sich aber keine. „Ich habe mich hauptsächlich auf Kindertheater eingeschossen, weil sich das am besten verkaufen lässt“, erklärt sie. „Bei meinem aktuellen Stück „Pu der Bär“ ist es aber meistens so, dass im Zuschauerraum zur Hälfte Kinder und zur Hälfte Erwachsene sitzen. Die kennen und lieben das Stück und nehmen sich dann ein Alibi-Kind mit, um mit der ganzen Familie zu kommen.“

Ganz wichtig ist Uta Siara, sich bei der Entwicklung ihrer Stücke nicht auf einen Stil zu versteifen. „Ich möchte verschiedene Richtungen austesten, nicht nur ausschließlich poetisches Theater oder Mitmach-Theater spielen, sondern das ganze Spektrum ausreizen.“

Ohnehin ist Figurentheater viel mehr als das klassische Kasperle-Spiel, mit dem es die meisten assoziieren. Neben den altbekannten Handpuppen und Marionetten können Stabfiguren, Masken oder Schattenspiel zum Einsatz kommen. „Jeder Kochlöffel kann eine Figur sein, wenn du ihn entsprechend in Szene setzt“, versichert Uta Siara. „Man darf die Kinder nicht unterschätzen. Wenn man die Geschichte gut transportiert, dann kann auch mein Arm zu einer Schlossmauer werden.“

Ein neues Stück entwickelt sie pro Jahr, im Monat absolviert sie acht bis zehn Auftritte, meist in Schleswig-Holstein oder Hamburg. „In Bremen habe ich in den vergangenen drei Jahren so gut wie gar nicht gespielt“, erzählt sie. Der Grund dafür sei schlicht das fehlende Geld: „Bremen ist zu arm, um freie Künstler zu subventionieren, und die Veranstalter haben zu wenig Geld, um ordentliche Gagen zu zahlen.“

Etwa 20.000 Mark an Eigenmitteln steckt Uta Siara in eine Produktion, unter anderem auch für die Musiker, die parallel zum Probenprozess die passende Musik komponieren. „Dadurch, dass sich Musik und Dramaturgie gemeinsam entwickeln, entsteht erst eine homogene Wirkung“, findet die Puppenspielerin.

Obwohl sie erst mal „so weiter machen“ möchte, spukt ihr für die Zukunft doch die Idee eines Erwachsenenstückes im Kopf herum: „Fast alle Puppenspieler möchten irgendwann einmal ein Stück für Erwachsene machen“. Sie ist sich aber dessen bewusst, dass sich Erwachsenenstücke meist nicht rentieren. Denn: „Anders als wir neigt die Außenwelt dazu, Kinder- und Figurentheater nicht besonders ernst zu nehmen.“ Bodil Elstner

Die nächsten Aufführungen sind am 11. November um 15 Uhr in der Stadtbibliothek Huchting, Delfterstraße 16, und am 13. November um 10 Uhr in der Stadtbibliothek Vahr, Kurt-Schumacher-Allee 65.