: Freunde unterwegs
■ Schrammel-Gitarren und Detroit-Techno: beigeGT im Molotow
„Wir wollen entweder jedes vorstellbare Image oder aber überhaupt keins verkörpern. Oder keins von beidem“, sagt Wolfgang Reutter von beigeGT. Aha. Die Band will sich in keine Schublade einsortieren lassen. Und tatsächlich gibt es viel zu entdecken auf ihrem Debutalbum Jukebox Heroes. Neben schrammeligen Gitarren, hibbeligen 4/4-Rythmen und mehrstimmigem Gesang kommt auch ein überraschendes Metal-Gitarrensolo vor, andere Stücke neigen eher zu ruhigeren, schönen Klangcollagen. Und „Funghi-Pudel“ ist eine Art Funk-Karikatur.
„Wir freuen uns schon richtig auf die kleine Deutschland-Tour, die wir jetzt machen. Das ist immer lustig“, sagt Reutter. Fünf Freunde unterwegs. beigeGT sind eine echte Jungsband: Die Protagonisten haben daheim eine große Plattensammlung, machen Musik von Kindesbeinen an und kennen sich aus der Schule. Alle fünf waren vorher in verschiedene andere Projekte involviert, „aber nichts hat geklappt. Deshalb ist beigeGT entstanden, aus reiner Verzweiflung sozusagen“. Augenzwinker. Hier klappt jetzt um so mehr, immerhin gibt es die Band schon seit vier Jahren. „Uns fünf mangelt es manchmal an der gebotenen Ernsthaftigkeit. Wir machen Musik primär aus Spaß. So sind wir auch zu unserem Plattenvertrag gekommen, da war nicht geplant, ,jetzt wollen wir groß rauskommen und uns ein tolles Label suchen'.“ Den Plattenvertrag bei L'age d'or haben beigeGT in einem von dem Hamburger Label und der Kölner Spex organisierten Wettbewerb gewonnen.
Einzuwenden haben die Jungs gegen die neue Öffentlichkeit aber auch nichts. Schließlich haben sich schon unerwartete Erfolge eingestellt, wie eine Platzierung in den britischen NME-Single-Charts – mit einer Coverversion des Detroit-Techno-Hits „Knights of the Jaguar“. Die Querverbindung zu Minimal-House und Techno kommt durch die beiden Bandmitglieder Hannes und Andi Teichmann zustande, die ansonsten auch das Label Festplatten betreiben. Bei dieser Vielfalt also kein Wunder, dass man sich gegen jegliche Kategorisierung wehrt.
Das Konzept „Spaß an der Musik“ ist wohl auch ein vielversprechender Ansatz für das Konzert am Dienstagabend. Im Vorprogramm einer der raren Auftritte der – so L'age D'or – „genialen Dilettanten-Band“ Semi aus Lüneburg.
Nicole Paul
Dienstag, 21 Uhr, Molotow
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