Krise vergrößert die globale Joblücke

Internationale Arbeitsorganisation: Wegen der Rezession werden mindestens 24 Millionen Stellen nicht geschaffen

BERLIN taz ■ Durch die weltweite wirtschaftliche Schwäche werden rund 24 Millionen Menschen weniger eine Arbeit finden, als ursprünglich geschätzt. Das schreibt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in einem jetzt veröffentlichten Report. Das Papier ist eine Grundlage für das Beschäftigungs-Forum der ILO, das morgen in Genf beginnt.

Die Zahl von 24 Millionen bezieht sich auf den Zeitraum bis Ende 2002. Wenn das Wirtschaftswachstum so hoch ausgefallen wäre, wie von Weltbank und OECD zu Beginn diesen Jahres prognostiziert, hätten Arbeitsplätze in dieser Größenordnung zusätzlich geschaffen werden können. Da nun das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zum Beispiel in den Entwicklungsländern von 5,8 auf 2,6 Prozent in 2001 reduziert wurde, fällt die Zunahme an Stellen geringer aus. ILO-Ökonom Duncan Campbell legt Wert auf die Feststellung, dass damit nicht ein Abbau von Jobs gemeint ist, die bereits existieren. Die ILO hat im Übrigen nur die Lage untersucht, die schon vor den Angriffen des 11. September bekannt war. Die Auswirkungen von Terror und Krieg sind noch nicht einkalkuliert.

Während der vergangenen Dekade suchten durchschnittlich 48 Millionen Menschen pro Jahr zusätzlich einen Arbeitsplatz. Trotz des hohen Wachstums konnte die globale Wirtschaft aber nur 40 Millionen neue Stellen anbieten. Darin inbegriffen sind reguläre Arbeitsplätze mit ausreichendem Einkommen, aber auch Jobs, die ihre Inhaber kaum ernähren. Die globale Lücke von rund acht Millionen Stellen wird sich durch die Rezession in den USA und Japan sowie den Abschwung in Europa nun erheblich vergrößern. Die Auswirkungen werden vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer betreffen, wo Unterbeschäftigung und Armut deutlich zunehmen.

Insgesamt gibt es rund drei Milliarden Menschen auf der Welt, die nach den Angaben der ILO arbeiten können und wollen. Zwei Milliarden finden eine ausreichend bezahlte Arbeit. Das untere Drittel bezeichnet die ILO als „working poor“, die entweder zu wenig verdienen, unterbeschäftigt oder arbeitslos sind. 160 Millionen Menschen weltweit gelten als erwerbslos.

HANNES KOCH