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In diesen Zeiten macht vor allem die Pauschalreise Sinn
: Der 11. September, das Nichts und die Zeit

Nun, da das Jahr sich allmählich seinem Ende entgegenneigt, macht es Sinn, sich schon jetzt von dem laufenden Jahr zu erholen. Es war ein anstrengendes Jahr. Wie aufmerksame Leser wissen, hatten wir das „Nichts“ und das „Etwas“, das „Warum?“ und das „Warum nicht?“. Und plötzlich, aus heiterem Himmel sozusagen, hatten wir den „11. September“. Und mit dem „11. September“ hatten wir das Ende der „Spaßgesellschaft“, das so schnell kam, dass es manche gar verpassten – denn binnen einer Woche war die „Spaßgesellschaft“ wieder da. Und damit auch die Probleme mit dem „Nichts“, dem „Etwas“, dem „Warum?“, dem „Warum nicht?“.

Manche haben daher das Gefühl, sich in einem Kreislauf zu bewegen, der keiner ist, denn die Zeit schreitet so linear voran, wie sie nur kann. Manche fühlen sich erschöpft, manche wollen raus, manche wollen einfach etwas anderes sehen. Vielleicht brauchen manche nur Urlaub. Aber Urlaub in schwierigen Zeiten wie diesen, geht das überhaupt? Ist das noch angebracht? Bekanntlich haben sich viele für ein Umdenken ausgesprochen und gehen mit gutem Beispiel voran. Von der Berliner Karnevalsprinzessin Beatrix I. von Berlin etwa müssen wir erfahren, dass sie nach dem „11. September“ den organisierten Frohsinn eine Zeit lang für unangemessen hielt, bis sie zu dem Schluss kam, dass organisierter Frohsinn dem Frieden dient, vielleicht sogar tief im Innersten pazifistisch ist. Seither freut sie sich darauf, Kamellen zu schmeißen und zu wissen, dass sie Gutes tut.

Das mag zwar jene wundern, die Karneval bislang für Spaß mit kriegerischen Mitteln hielten, aber wer weiß, vielleicht hat Beatrix I. von Berlin ja Recht. Und wenn Beatrix I. Recht hat, dann ist auch Urlaub eine relativ pazifistische Angelegenheit, und gerade in Zeiten wie diesen das neue Ding.

Da es aber verschiedene Urlaubsformen gibt, fallen einige Formen aus aus der Betrachtung heraus. Die so genannte Bildungsreise, weil ihre Zweckgebundenheit offenkundig ist, und damit auch ihre Nähe zur Lohnarbeit; die Rund- und Weltreise, weil sie dem Reisenden in einem begrenzten Zeitraum ein Pensum zu besuchender Länder, Städte und Sehenswürdigkeiten verordnet, und somit das allgemeine Gefühl der Erschöpfung nur noch verstärkt; die Individualreise, weil das Versprechen, man könne als Individualreisender Land und Leute auf besonders sanfte, authentische und verständnisvolle Weise kennen lernen, nichts weiter ist als bürgerliche Ideologie. Schließlich interessiert sich kein vernunftbegabter Einheimischer für Touristen – und erst recht nicht für solche, die sich nicht einmal für Touristen halten.

Nach Abwägung aller Aspekte spricht daher vieles für die Pauschalreise mit Vollpension. Man muss sich um nichts kümmern, weil es nichts gibt, worum man sich kümmern könnte; man kommt in den Genuss totaler Dienstleistung; man fällt keinem Einheimischen auf die Nerven. Warum sollte man sich auch noch im Urlaub für irgendetwas interessieren, wenn man sich schon im Alltag für alles Mögliche interessieren muss? Man braucht nichts zu erleben, um dabei wie im Alltag zu erleben, dass es nichts zu erleben gibt. Man fragt nicht „Warum?“, weil sich die Frage einfach nicht stellt. Weil es auch keinen Mehrwert zu ermitteln gibt, bietet die Pauschalreise die authentischsten Urlaubsfreuden. Sie ist das Stück „Spaßgesellschaft“, das sein Versprechen hält. HARALD PETERS