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Proben für den Ernstfall

Beim Handball-Supercup testet nicht nur die deutsche Mannschaft Form und Taktik

RIESA taz ■ Als Standortbestimmung auf internationalem Parkett genießt der alle zwei Jahre in Deutschland ausgetragene Handball-Supercup längst besten Ruf, zumal dann, wenn ihm wie diesmal nur drei Monate später die Europameisterschaft folgt, die Ende Januar in Schweden stattfindet. Da nutzen die Handball-Großmächte nur allzu gerne die Gelegenheit, den Ernstfall zu proben, heuer tun Gastgeber Deutschland, Olympiasieger Russland, der Olympiazweite Spanien, Kroatien und Dänemark dies in Riesa, Zwickau und Dresden. Und wie eng die Leistungsdichte dieser Nationen derzeit ist, war bereits in den Auftaktmatches zu sehen: Mit 28:29 unterlag Spanien den Kroaten, währenddessen sich der Deutsche Handball-Bund (DHB) mit 25:23 gegen ein mit jugendlicher Unbeschwertheit aufspielendes dänisches Perspektivteam durchsetzen konnte und dabei die Erwartungen durchaus erfüllte.

Die sind, Test her oder hin, nicht eben gering, was Bundestrainer Heiner Brand durchaus bewusst ist. „Der Druck, ein solches Turnier vor eigenem Publikum zu spielen, ist groß“, sagt der Mann mit dem Schnauzbart, dennoch wird auch er die Möglichkeit wahrnehmen, personeller Alternativen und taktische Varianten zu testen. So will der Weltmeister von 1978 alternativ zur bevorzugten 6-0-Deckung an einer neu formierten 5-1-Abwehr feilen, die sich gegen die Dänen bereits erfreulich sattelfest präsentierte. Bis auf den wegen einer schweren Schulterverletzung fehlenden Rechtsaußen Florian Kehrmann sowie dessen Lemgoer Mannschaftskollegen Daniel Stephan (Magen-Darm-Virus) kann Heiner Brand beim Supercup auf sein stärkstes Team zurückgreifen. Dem hat der Bundestrainer schon im Vorfeld nochmals deutlich gemacht, „dass ab jetzt der Ernst der Vorbereitung anfängt“. Bereits nach dem Dänemark-Spiel war sich Brand sicher, „dass die Mannschaft das kapiert hat“.

Ob die Zufriedenheit des Bundestrainers, der seinen Vertrag beim DHB erst kürzlich verlängert hat, länger andauert, wird auch vom Ausgang des heutigen Spiels in Zwickau (20 Uhr) gegen Russland abhängen. Zwar kommen die Russen mit einem stark verjüngten Gesicht daher – unter anderem verzichtet Trainer Maximov zugunsten einer ZSKA-Moskau-Blockbildung auf die Spanien-Legionäre Pogorelow, Khodkow, Kriwoschlikow und Tutschkin sowie auf Kudinow, der im Sommer aus der Bundesliga nach Japan wechselte – von Pappe aber, das darf man getrost unterstellen, wird auch das aktuelle Aufgebot des Olympiasiegers von Sydney nicht sein. Spätestens nach der Partie also dürfte die deutsche Mannschaft ziemlich genau wissen, wo sie drei Monate vor der EM steht.

ANKE BARNKOTHE

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