Doppelleben

Theo Genth ist begeisterter Wandervogel. Sein Platz in der Gesellschaft als HipHoper ist ihm trotzdem wichtig

Der dunkelhaarige Fünfzehnjährige aus Velten führt ein Doppelleben. Manchmal ist er Theo Genth, Realschüler, Skater und HipHoper. Dann trägt er eine Nike-Mütze schräg in die Stirn gezogen und die Jeans fast in den Kniekehlen. Manchmal ist er auch Klimmbimm (Fahrtenname), Wandervogel mit Halstuch, kariertem Hemd und Barett auf dem Kopf. Zwischen diesen beiden Welten springt er hin und her, zwischen diesen zwei Identitäten wechselt er im Takt von Schule und Ferien.

Doch er will und kann weder die eine noch die andere missen. „Das Wichtigste am Wandervogel ist für mich die Freundschaft“, sagt er. 1997 war er das erste Mal mit dem frisch gegründeten „Wandervogel – Bund für Jugendfahrten“ unterwegs. Seitdem tingelte er mit seiner Gruppe quer durch die Welt, durch Polen, Griechenland, Frankreich und vergangenen Sommer knappe acht Wochen durch das südliche Afrika.

Abenteuer erlebte er dabei nicht zu knapp. „In Polen sind wir beinahe von einem Bären angegriffen worden“, erzählt er. Im Drakensgebirge in Afrika fanden sie einen Abstieg nicht. Der Proviant für sieben Tage musste für neun Tage reichen. Das schweißte zusammen. Da sie auf Fahrten oft an ihre Grenzen stoßen, empfindet Klimmbimm alias Theo den Wandervogel als eine große Bewährungsprobe und seine Zugehörigkeit zum Bund als Ehre. Aus der Klasse nehme er nur den mit zum Wandervogel, von dem er wisse: „Dieser Mann enttäuscht uns nicht.“

Seine Klassenkameraden beschreibt er als Kiffer, Raver und Schwuchteln. „Die wissen gar nicht, warum sie so rumlaufen, mit Schlaghosen oder anderen Klamotten.“ Beim Wandervogel dagegen wisse man, was man tue. Doch er muss auch seinen Platz in der Gesellschaft, in der Klasse finden. Und ist deswegen trotz allem überzeugter HipHoper. ALL