Das Positiv-Energie-Unternehmen

Die Firma Schmalz im Nordschwarzwald erzeugt mehr Energie als sie benötigt – und beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter. Zum Energiekonzept gehört auch Aufklärung. Windkraftanlage amortisiert sich nach sieben Monaten

„Wir zeigen, dass sich ökologisches Wirtschaften und Erfolg nicht widersprechen.“

Egal, ob es um heiße Pfannkuchen geht oder um gefrorene Schweinehälften: Immer wenn Roboterarme irgendwo auf der Welt etwas festhalten oder hochheben müssen, ist das ein Fall für die Firma Schmalz. Mit Vakuumtechnik und Saugnäpfen packt das schwäbische Unternehmen in Glatten bei Freudenstadt im Nordschwarzwald praktisch alles an, was sich bewegen lässt; fragile Mikrochips ebenso wie 300 Kilogramm schwere Betonplatten.

Zupackend ist die Firma nicht nur mit ihren Produkten. Zupackend ist sie auch, wenn es um die Nutzung erneuerbarer Energien geht. „Wir sind ein Positiv-Energie-Unternehmen“, sagt Kurt Schmalz, einer der beiden Geschäftsführer. Das heißt: Die Firma erzeugt mehr Energie aus regenerativen Quellen, als sie selbst benötigt. 863.000 Kilowattstunden Überschuss produzierte das Unternehmen im vergangenen Jahr. In diesem Jahr wird die Bilanz noch besser ausfallen.

Und die Firma J. Schmalz GmbH ist alles andere als eine Klitsche; sie beschäftigt inzwischen mehr als 200 Mitarbeiter und dürfte damit unter den energieautarken Fabriken bundesweit an der Spitze liegen. In ihren Fabrikhallen stehen schwere Dreh- und Fräsmaschinen – das macht den vollzogenen Abschied von den konventionellen Energien umso beachtlicher.

Die Nutzung erneuerbarer Energien hat bei der Schmalz GmbH Tradition. Als das Unternehmen im Jahre 1910 gegründet wurde, lieferte ein Wasserrad Energie, indem es die Kraft mit Transmissionsriemen in die Fabrikhallen übertrug. Seither wurde die Wasserkraft in der Firma kontinuierlich genutzt. Selbst in den 60er-Jahren, als allenthalben Stromversorger und Politiker in einer unverbesserlichen Atom-Euphorie die Kleinwasserkraft kaputtzumachen suchten, hielt die Firma Schmalz daran fest.

Zwischenzeitlich ist aus dem einst kleinen Betrieb ein ansehnliches Unternehmen geworden; in den vergangenen zehn Jahren hat die Firma ihre Mitarbeiterzahl mehr als vervierfacht. Allein seit 1998 wuchs die Belegschaft um ein Drittel. Stolz ist man auch auf die Innovationsleistung der Entwickler im Hause: „64 Prozent unserer Produkte sind jünger als drei Jahre“, sagt Kurt Schmalz.

Die Innovation zieht sich durch alle Bereiche der Firma. Und so erhielt das Unternehmen im vergangenen Jahr den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg – unter anderem wegen des Energiekonzepts. Präzise hat die Firma die Daten in ihrem aktuellen Umweltbericht zusammengestellt: 1,36 Millionen Kilowattstunden hat sie im vergangenen Jahr an Strom und Wärme verbraucht, gleichzeitig aber 2,22 Millionen erzeugt. Den größten Teil der Eigenerzeugung macht eine Windkraftanlage mit 1,5 Megawatt aus. Eine zweite Anlage, 600 Kilowatt stark, ging im vergangenen November in Betrieb. Sie wird die Bilanz für das Jahr 2001 um weitere 800.000 Kilowattstunden aufstocken.

Doch nicht der Wind allein versorgt die Fertigungsmaschinen – obwohl er bereits ausreichen würde. Eine Wasserkraftanlage im Firmengebäude trägt mit 126.000 Kilowattstunden zum Jahresergebnis bei. Eine Holzhackschnitzelfeuerung liefert 132.000 Kilowattstunden Wärme und deckt damit immerhin fast acht Prozent des Heizenergiebedarfs bei einer Einsparung von fast 15.000 Liter Heizöl. Und mit gut 6.000 Kilowattstunden tragen schließlich auch noch Solarkollektoren zum regenerativen Energiemix bei.

Bei dem Energiekonzept der Firma Schmalz gehört auch Aufklärungsarbeit immer dazu. Als im vergangenen Spätherbst die zweite Windkraftanlage eingeweiht wurde, gab es für die Besucher ein Faltblatt, das die Endlichkeit der globalen Ressourcen darstellt. Und außerdem rechnete die Firma vor, welche energetische Amortisationszeit ihre neue Windkraftanlage hat. Präzise aufgeschlüsselt nach einzelnen Komponenten der Anlage war nachzulesen, dass Herstellung und Aufbau der Anlage 461.000 Kilowattstunden erforderten – sie amortisiert sich energetisch somit bereits nach nur sieben Monaten.

„Wir zeigen, dass sich umweltgerechtes Wirtschaften und Erfolg am Markt nicht widersprechen“, sagt Geschäftsführer Kurt Schmalz. Mit den traditionellen Industrieverbänden ist die Firma Schmalz daher nicht immer einer Meinung. Etwa dann, wenn der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) oder die Industrie- und Handelskammer sich gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz wenden: „Da widersprechen wir ganz heftig“, sagt Kurt Schmalz. Und das wird durchaus zur Kenntnis genommen. Schließlich hat die Schmalz GmbH auch beim BDI einen guten Namen – an Innovationen und Markterfolgen kommen auch konservative Wirtschaftsverbände nicht vorbei. B. JANZING