K-Frage dringt durch

Baden-württembergischer CDU-Generalsekretär schlägt vor, Kanzlerkandidat von Bundestagsfraktion wählen zu lassen

HAGEN/BERLIN dpa/afp/taz ■ Vier Wochen vor dem Bundesparteitag der CDU in Dresden muss sich CDU-Chefin Angela Merkel einem offenen Kampf um die „K-Frage“, die Frage der Kanzlerkandidatur, stellen.

Nachdem durchgesickert war, dass die baden-württembergische CDU eher Schäuble oder Stoiber statt Merkel favorisiert, erklärte der baden-württembergische Generalsekretär Volker Kauder gestern in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, er zweifle am Zeitplan des Parteipräsidiums, über den Kandidaten nicht vorm Frühjahr 2002 zu entscheiden. „Ich mache mir große Sorgen um den Zustand der Union“, sagte Kauder.

Außerdem lasse sich über die Kandidatur nun nicht mehr unter vier Augen entscheiden. Vorzuziehen sei vielmehr eine Abstimmung in der Bundestagsfraktion. Kauder bezog sich damit auf die zunehmende Zahl der Stimmen aus CDU und CSU, die eine Kandidatur des ehemaligen CDU-Vorsitzenden Wolfgang Schäuble fordern.

Der Koordinator für die Landesgruppen in der Unionsfraktion im Bundestag, Dietrich Austermann, bestärkte Kauder: „Wenn die CSU ein Mehrheitsverfahren zur Ernennung eines Kandidaten akzeptiert, wäre dies ein denkbarer Weg.“ Ein Vorziehen der Entscheidung über den Kandidaten lehnte er jedoch ab. Austermann forderte Schäuble auf, „offen zu sagen, was er will. Entweder er klappt das Visier hoch oder er bekundet definitiv seine Interessenlosigkeit an einer Kanzlerkandidatur.“

Auf dem nordrhein-westfälischen Landesparteitag der CDU in Hagen fand Merkel am Wochenende für die Vorgänge in der Union harte Worte: „Es geht nicht, dass jeder jeden Tag alles sagen darf.“ Merkel gab kund, dass nicht die Kandidatenfrage die Union zu beschäftigen habe, sondern politische Inhalte und Erfolge: „Man sitzt ja fassungslos abends vor dem Fernseher. Man muss doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn nach 44 Jahren die CDU zum ersten Mal in Hamburg den Ersten Bürgermeister Ole von Beust stellt und wir das in der Union schaffen, dass Michael Glos irgendeine Debatte vom Zaune bricht, die wirklich nicht die ‚Tagesthemen‘ zu bestimmen hat.“

Angeblich will Merkel sich ihre Widersacher heute in der CDU-Präsidiumssitzung und morgen in der Fraktionssitzung persönlich vorknöpfen.