Geld für baltische Gräber

■ Bremen tritt dem Riga-Komitee bei: Die Hansestadt gibt 15.000 Mark zum Gedenken an deportierte Juden / Perschau: „Wir fühlen uns verpflichtet“

Sie kamen in den frühen Morgenstunden des 30. Novembers 1941 in Riga an. Noch vor ihren lettischen Leidensgenossen wurden die etwa 1.000 Juden aus Berlin in die Gruben des nahegelegenen Waldes von Rumula gebracht. Es war der erste Transport deutscher Juden ins Baltikum. Bis Januar 1942 folgten weitere 19. An jenem Rigaer Blutsonntag begann zugleich die Ermordung der Juden des lettischen Ghettos. SS, Polizei und lettische Hilfswillige brachten bis 1944 insgesamt 40.000 jüdische Menschen, politische Häftlinge und sowjetische Kriegsgefangene um.

Zur Erinnerung an die Opfer wird am 30. November in Bikernieki bei Riga eine Gräberstätte eingeweiht. Gebaut hat sie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, das lettische Brüderfriedhöfekomitee und die Stadt Riga. Mit von der Partie sind aber auch 13 größere Städte, aus denen die Nazis damals über 25.000 Juden ins „Reichsjudenghetto Riga“ verschleppt hatten. Die Herkunftsstädte der Deportierten gründeten im Mai 2000 das Deutsche Riga-Komitee.

Gestern trat auch Bremen dem Riga-Komitee bei. Gleichzeitig stellt die Hansestadt einmalig 15.000 Mark zur Verfügung. „Bremer Juden sind zwar nicht nach Riga gekommen“, sagte Vizebürgermeister Hartmut Perschau (CDU), als er gemeinsam mit Henning Scherf die Beitrittsurkunde unterzeichnet. Bremer Juden wurden meist in die weißrussische Hauptstadt Minsk verschleppt. „Wir sind aber seit 1985 mit Riga im Rahmen einer Städtepartnerschaft verbunden und fühlen uns deshalb verpflichtet mitzumachen“, ergänzte Perschau. Eine Kontaktaufnahme mit Minsk scheiterte bisher an Weißrusslands autokratischem Präsidenten Lukaschenko.

In Lettland leben zurzeit noch etwa 60 Holocaust-Überlebende. Sie erhalten seit 1999 aus der Bundesrepublik Deutschland ein Entschädigung von etwa 200 Mark im Monat, bleiben aber häufig auf weitere Hilfen angewiesen.

Der Bremer Landesverband des Volksbundes organisiert seit einiger Zeit regelmäßige Jugendcamps nach Riga. „Wir pflegen dort auch russische Gräber. Das stößt bei unseren lettischen Gastgebern häufig nicht auf Begeisterung“, erklärte Geschäftsführer Rolf Reimers. 1939 hatte die Sowjetunion die drei seit 1918 unabhängigen baltischen Staaten im Verfolg des Hitler-Stalin-Paktes annektiert. Russen gelten dort als Besatzer.

Thomas Gebel