vorlauf
: Liebeskrieg

„Liebeskrank“ (20.15 Uhr, Sat.1)

Anrufe mit mehr oder weniger originellen Liebesgeständnissen, Geschenke in Form eines in Handschellen gefesselten Teddy-Pärchens als Zeichen der Zusammengehörigkeit, Blumen in rauen Mengen und zu jeder Uhrzeit – auch den Termin auf dem Standesamt hat er bereits geklärt. Einziges Problem: Die so umworbene Angebetete ist alles andere als einverstanden. „Stalking“ heißt derartiger Liebesterror in den USA, was so viel bedeutet wie „Anpirschen ans Wild“. In den angloamerikanischen Ländern ist Stalking, anders als in Deutschland, als Straftat eingestuft.

Olaf Kreinsens Psychothriller „Liebeskrank“ (Buch: Guido Marc Pruys) thematisiert diese pervertierte Form der Anbetung auf spannende Weise. Muriel Baumeister überzeugt als leidenschaftliche Archäologin Bea, die eigentlich nichts als ihre Arbeit im Kopf hat. Schließlich lässt sie sich jedoch mit dem leicht durchgeknallten Romantiker Jürgen (Pierre Bresson) auf einen Flirt ein. Ein Liebes-Mobbing nimmt seinen Lauf, das der jungen Frau den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Romantik ade! Der zunächst harmlos wirkende Beau greift zu Drohungen für Leib und Leben, verbreitet unverschämte Lügen in Beas beruflichem Umfeld und spielt professionell auf der Klaviatur der Intrigen.

Doch die weibliche Hauptfigur ist kein willfähriges Opfer, sondern wehrt sich. Zunächst mit legalen Mitteln. Und hier macht der justizkritische Film deutlich, dass das Grundgesetz zwar die Würde des Menschen garantiert, die der Frau ist allerdings im deutschen Rechtssystem offenbar weniger geschützt als das Recht auf Eigentum. „Hätte er bloß deinen Zaun beschädigt, dann wäre etwas zu machen“, stöhnt Beas Anwalt Stephan irgendwann entnervt.

Nebenbei zeigt der Film: Der Liebeswahn ist keineswegs der einzige Irrsinn, der das Leben der intelligenten und zielstrebigen Akademikerin zur Hölle macht. Ein unbarmherzig bürokratischer Alltag hält weitere Katastrophen bereit. Alles fast wie im richtigen Leben. Nur spannender inszeniert.

Und natürlich wohnen – wie in Kommerzsendern so üblich – alle Beteiligten feudal, umgeben von Designerartikeln: Geschlechterkrieg de Luxe!

GITTA DÜPERTHAL