„Immer ein Risiko“

Guatemalas im Exil lebender Staatsanwalt Celvin Galindo über die Gefahren des Kampfes gegen die Straflosigkeit

taz: Sie haben erreicht, dass Angehörige des unantastbaren guatemaltekischen Militärs wegen Mordes vor Gericht gestellt wurden – aber nach Todesdrohungen mussten Sie ins Exil. War das die Sache wert?

Galindo: Wenn ich den Spielraum für Gerechtigkeit erweitert habe, dann war das positiv. Es wurde erreicht, dass in die richtige Richtung ermittelt wurde, nämlich in die politische. Das hatte es vorher nie gegeben. Deshalb glaube ich, dass es das wert war, obwohl ich jetzt im Ausland leben muss.

Wann, denken Sie, könnten Sie zurückkehren?

Das hängt von den politischen Umständen in Guatemala ab. Mein größter Wunsch ist es, nach Guatemala zurückzukehren und weiter gegen die Straflosigkeit zu arbeiten. Aber im Moment ist es unmöglich.

Die Verurteilten im Fall Gerardi haben gegen das Urteil Berufung eingelegt. Ihr Erfolg steht wieder auf dem Spiel.

Galindo: Ich glaube nicht. Die Berufung beruht auf Formfehlern im Urteil, und immerhin hatte der Präsident sofort nach der Urteilsverkündung im Fernsehen das Urteil als Triumph seiner Partei verkauft. Es kann also sein, dass die Berufung keinen Erfolg hat, weil alle mit der Situation zufrieden sind.

Glauben Sie denn, dass Ihr Erfolg andere Juristen ermutigt, gegen politische Verbrechen vorzugehen?

Ich denke, in unseren Ländern ist das immer ein Risiko. Trotzdem bin ich überzeugt, dass der Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbundes, den ich in Berlin erhalten habe, ein Symbol ist im Kampf gegen die Straflosigkeit. Nicht nur weil gerade ich ihn erhalte, sondern damit man in Ländern mit noch sehr schwachen Demokratien weiß, dass die Länder mit stabilen Demokratien mitkriegen, was bei uns versucht wird.

Findet denn Ihr Kampf gegen die Straflosigkeit wirklich international Gehör?

Die Ereignisse nach dem 11. September haben die Art der Sicht auf die Welt verändert. Das ist Besorgnis erregend für die kleinen Länder, die eine schwache Demokratie haben, denn der Blick der einflussreichen Länder richtet sich nur noch auf dieses Problem. Man vergisst die anderen Länder. INTERVIEW:
DINAH STRATENWERTH