Studienkonto statt Gebühr

NRW und Rheinland-Pfalz gehen einen Sonderweg: Ihre Studenten erhalten Bonuspunkte für ein gebührenfreies Studium. Rektoren diskutieren Bezahlstudium

DÜSSELDORF taz ■ Gestern Mittag hatten sie die Endlosdebatte über Studiengebühren satt. Gaby Behler und Jürgen Zöllner, die SPD- WissenschaftsministerInnen aus NRW und Rheinland-Pfalz, werden ab sofort eigene Wege gehen. Sie richten ihren Studierenden Studienkonten ein, um sie vor dem bezahlten Studium zu bewahren. Die Konten stellen zugleich einen Anreiz dar, das Studium schnell abzuschließen. Übrig gebliebene Bonuspunkte können noch während des Berufslebens benutzt werden – um teure Weiterbildungsstudien an den Unis umsonst zu absolvieren.

NRW und Rheinland-Pfalz werden ihre Studienkonten gegenseitig anerkennen. Das bedeutet, dass ein Drittel der 1,7 Millionen Studierenden bald nach dem Kontenmodell immatrikuliert sind. Parallel zu Behlers und Zöllners Pressekonferenzen zerbrachen sich die Hochschulrektoren hinter verschlossenen Türen den Kopf über echte Studiengebühren. Ihr Modell stellt den einzelnen Hochschulen frei, Art und Höhe der Gebühren festzulegen.

„Es wird in meinem Land keine Studiengebühren für das Erststudium geben“, sagte Gaby Behler zu dem Rektorenmodell. Behler, mit einem Etat von 30 Milliarden Mark reichste und mächtigste Bildungsministerin der Republik, kündigte an, den Hochschulen eigene Gebührenmodelle schlicht zu untersagen.

Jürgen Zöllner, der Koordinator der SPD-Länder für Hochschulpolitik ist, begründete sein Vorpreschen gegenüber der taz damit, dass er es leid sei, weiter den Vermittler zu spielen. „Die Kräfte pro Gebühren sind vordergründig in der Vorhand, da wird es Zeit, die Gebührenfreiheit wirksam zu verteidigen“, sagte Zöllner. Behlers und Zöllners Kontenmodell soll spätestens ab 2003/2004 wirksam werden. In der Kultusministerkonferenz wollen sie weiter dafür werben. ISABELLE SIEMES

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