In den Fußstapfen Rudolph Giulianis

Mit knapper Mehrheit gewinnt der Medienunternehmer Michael Bloomberg die Bürgermeisterwahlen in New York. Die Unterstützung durch Vorgänger Giuliani verhalf ihm zum Sieg gegen seinen demokratischen Gegenkandidaten Mark Green

von NICOLA LIEBERT

In einer überraschenden Wende wählte das sonst traditionell demokratische New York nach Rudolph Giuliani zum zweiten Mal in Folge einen Republikaner ins Rathaus. Der Medienunternehmer und Politneuling Michael Bloomberg gewann mit denkbar knapper Mehrheit gegen seinen demokratischen Gegenspieler, den bisherigen Bürgerbeauftragten Mark Green. Der gab sich in der Nacht zum Mittwoch geschlagen: „Ich bitte die Stadt um volle Unterstützung für Mike.“

Bösartige Zungen könnten Michael Bloomberg als Katastrophengewinnler bezeichnen. Noch im Sommer hat ihn kaum jemand außerhalb von Finanz- und Medienkreisen gekannt – und jetzt wird er auf einmal Bürgermeister von New York. Dazwischen lag der 11. September, und der hat in der New Yorker Stadtpolitik alles geändert.

Die Unterschiede zwischen beiden Kandidaten waren dabei marginal. Beide sind Absolventen der Eliteuni Harvard, beide entstammen dem liberalen jüdischen Ostküstenmilieu, beide sprachen sich für eine gemäßigte Fortführung der Law-and-Order-Politik des Amtsvorgängers Rudolph Giuliani aus. Beide betonten nach den Terroranschlägen, sie wollten bar aller Ideologien in erster Linie gute Manager sein – aber genau da kam der zentrale Unterschied zwischen den beiden zum Tragen: Das traut man dem langjährigen Unternehmensleiter Bloomberg eben mehr zu als dem Karrierepolitiker Green. Und schließlich erteilte auch Rudolph Giuliani, der gnadenlose, aber erfolgreiche „Zero-Tolerance“-Politiker, der nach den Terroranschlägen zum Retter der Stadt, ja laut Talkmasterin Oprah Winfrey zum „Bürgermeister der Welt“ stilisiert wurde, Bloomberg die nötigen Weihen. „Rudy“ selbst, der nach dem 11. September immer am richtigen Ort war und das Richtige sagte, wäre zwar den New Yorkern in dieser Situation als die ideale Besetzung der Stelle erschienen. Sein Versuch, das Gesetz zu beseitigen, das ihm eine dritte Amtszeit verwehrt, scheiterte allerdings an der Bundesstaatsregierung.

Der demokratische Kandidat Mark Green hingegen ist wohl auch an seiner eigenen als abgehoben und arrogant empfundenen Siegesgewissheit gescheitert. Schon in den Vorwahlen hatte er sich nur mit winzigem Vorsprung gegen den demokratischen Mitbewerber Fernando Ferrer durchsetzen können, der große Teile der schwarzen und lateinamerikanischen Wähler hinter sich bringen konnte. Die gehörten jetzt vielfach zu denen, die lieber für Bloomberg stimmten. Da nützten auch die Angriffe, die Green in letzter Minute gegen Bloomberg wegen angeblicher frauenfeindlicher Äußerungen startete, nichts mehr.

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