Licht im Kampfsportlabyrinth

Ein Gespräch über die Elemente des Shinson Hapkido  ■ Von Doro Wiese

Es gibt viele Kampfsportarten: die einzelnen Stile zu unterscheiden fällt nicht nur Laien schwer. Wer sich allerdings für eine Kampfkunst entschieden hat, kann viele Differenzen entdecken. Ob der Schwerpunkt auf Boxen, Tritten, Würfen, Rollen oder Abwehrtechniken liegt, ist entscheidend für den jeweiligen Stil - aber auch, wer sich von ihm angezogen fühlt. So ist der Vollkontakt beim Kickboxen nicht jedermanns Sache, insbesondere wenn körperliche Einschränkungen vorliegen oder man Körperkontakte scheut.

In diesem Sinn ist die koreanische Bewegungskunst Shinson Hapkido integrativ, denn sie bietet ein breites Spektrum an körperlichen Betätigungsfeldern an. Neben einem vielseitigen Selbstverteidigungstraining werden auch Atem-, Meditations- und Akupressurtechniken erlernt. Ferner gibt es ein zusätzliches Angebot für Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden - für das sich insbesondere Lidija Kovacic einsetzt, die den Trainingsraum die Shinson Hapkido-Schule Suyang e.V. in Bahrenfeld leitet.

taz hamburg: Seit wann machen Sie Shinson Hapkido?

Lidija Kovacic: Seit 1989. Ich hatte zuvor eineinhalb Jahre Karate trainiert und bin dann gemeinsam mit einer Freundin zum Shinson Hapkido-Training gegangen. Ich hatte zwar Lust, Karate zu trainieren, wollte aber gleichzeitig mehr über Philosophie wissen oder Hintergrundinformationen - beispielsweise zu den gesundheitlichen Wirkungen von Übungen - bekommen. Im Shinson Hapkido gab es nicht nur Techniken, und die runderen und weicheren Bewegungen haben mir gefallen.

Mittlerweile unterrichten Sie Shinson Hapkido. Was ist ihnen wichtig, zu vermitteln?

Eine Einstellung zum Leben. Ich bin ein sehr positiver Mensch und liebe das Leben. Im Shinson Hapkido kann ich das ausleben - und das möchte ich vermitteln. Außerdem geht um den Spaß an der Bewegung, sonst könnte ich nicht unterrichten.

Wie verstehst Sie Ihre Rolle als Unterrichtende?

Grundsätzlich verstehe ich mich als Begleitung und jedeR kommt so, wie er oder sie ist. Ich sehe, dass die Leute anders aus dem Training herausgehen. Das hat etwas damit zu tun, dass sie im Training etwas loslassen, was sie im Alltag mit sich herumtragen. Es macht ihnen Spaß und es steckt mehr dahinter als reine Äußerlichkeiten wie beispielsweise der schwarze Anzug oder die Techniken. Letztendlich ist das Training ein Miteinander, bei dem man seinen Alltag hinter sich lassen kann.

Shinson Hapkido ist ein anspruchsvoller Sport, weil nicht nur Verteidungstechniken, sondern auch Atemübungen, Meditationen, Akupressurpunkte und Massagetechniken erlernt werden. Was bedeuten diese Bereiche für Sie?

Im Shinson Hapkido gibt es nicht nur äußere Techniken, sondern gerade die Kommunikation zwischen dem Inneren und dem Äußeren spielt eine wesentliche Rolle. So ist die Vorwärtsrolle beispielsweise gut, um Ängste abzubauen, die Meditation hilft beim Abschalten und Verspannungen können durch die Übungen gezielt abgebaut werden.

Sie bieten gezieltes Gesundheitstraining an. Was beinhaltet das?

Es gibt viele Bereiche, die im Training zu kurz kommen, insbesondere für Menschen, die krank sind oder Handicaps haben. In der Heilgymnastik kann ich mich gezielter um Menschen kümmern, die körperliche Probleme oder Krankheiten haben. Shinson Hapkido vermittelt ein Basiswissen ostasiatischer Medizin und ich habe durch meine langjährige Ausbildung ein Grundwissen erworben. Das kann ich in der Schmerzbehandlungen einbringen. Hauptsächlich soll unser Dojang ein Raum für alle sein, in dem jedeR respektiert wird, wie er oder sie ist.

Suyang e.V. - Langbehnstr. 8 Tel. 040/891398