Kinder! Kinder!

Der Kinderbuchmarkt ist ein schwieriger Markt. Das liegt zunächst einmal ganz einfach daran, dass die Zahl derer, die als Zielgruppe in Frage kommen, seit dem Pillenknick der Sechzigerjahre stark geschrumpft ist. Heute liegt die Geburtenrate auf einem historischen Tiefstand. Zudem wird der Zeitraum immer kürzer, in dem Kinder noch Kinder sind, sein wollen oder sein können – und nicht schon Jugendliche oder junge Erwachsene.

Die Verlage versuchen diesem Phänomen entgegenzuwirken, indem sie Bücher beziehungsweise bücherähnliche Produkte inzwischen auch für Babys anbieten: etwa „Mein Schnullerkettenbuch“ vom Coppenrath Verlag, ein achtseitiges, mit Schaumstoff gefülltes Stoffbuch plus abnehmbarem Babykettchen (16,90 Mark, ab sechs Monate); oder vom Carlsen Verlag „Mein Kuscheltierbuch“ mit Kuscheltierbezug (12,90 Mark) oder „Mein Buggybuch“, das sich am Kinderwagen befestigen lässt (9,90 Mark, beide ab einem Jahr); oder vom arsEdition Verlag die „Kuschelkissenbücher“ mit „Quieker“ (19,90 Mark, ab drei Monate).

Zum anderen steht das Kinderbuch in harter Konkurrenz zu anderen Kinder- und Jugendmedien, und dabei schneidet es nicht gerade gut ab. Die Zahlen sprechen Bände: Am Gesamtmedienmarkt für Kinder und Jugendliche mit einem Volumen von knapp zwei Milliarden Mark erreicht das Buch lediglich 25 Prozent. Sechzig Prozent Umsatzanteil werden hingegen von Kinder- und Jugendzeitschriften erzielt, elf Prozent von Tonträgern und bereits vier Prozent vom noch relativ jungen Medium CD-ROM.

Am Gesamtumsatz des deutschen Buchhandels (rund sechs Milliarden Mark) halten Kinder- und Jugendbücher (rund 450 Millionen Mark) einen Marktanteil von rund acht Prozent. Nach den Erhebungen der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK sind die Buchkäufe in diesem Bereich seit 1995 in Stückzahlen gesunken, während der Umsatz in etwa gleich blieb – was auf einen Trend zu teureren Büchern schließen lässt.

Insgesamt sind Kinder- und Jugendbücher aber noch wie vor vergleichsweise preiswert. Während nach den Berechnungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels der durchschnittliche Preis je Titel rund vierzig Mark beträgt, liegt er beim Kinder- und Jugendbuch lediglich bei rund sechzehn Mark und bei Comics und Cartoons bei rund 22 Mark.

Zu empfehlen: „Kennst du Pippi Langstrumpf?“ Von Astrid Lindgren und Ingrid Nyman (Bilder), Oetinger Verlag, Hamburg 1997, 32 Seiten, 19,80 Mark (schwedische Originalausgabe: 1947). „Wo die wilden Kerle wohnen“. Von Maurice Sendak, Diogenes Verlag, Zürich 1998 (US-Originalauflage: 1963), 12,91 Mark. „Oh, wie schön ist Panama“. Von Janosch, Beltz Verlag, Weinheim 1978, 48 Seiten, 24 Mark. „Feuerland ist viel zu heiß!“ Von Anna Höglund, Carlsen Verlag, Hamburg 1995, 40 Seiten, 28 Mark (Deutschen Jugendliteraturpreis 1996). „Die Königin der Farben“. Von Jutta Bauer, Beltz Verlag, Weinheim 1998, 60 Seiten, 22 Mark.

Im selben Verlag erscheint auch die Juli-Reihe von Jutta Bauer und Kirsten Boie: „Kein Tag für Juli“ (1991), „Juli, der Finder“ (1993), „Juli tut Gutes“ (1994), „Juli wird Erster“ (1996), „Juli und die Liebe“ (1999). Die Geschichten um den Jungen Julian sind zwar auch realistisch hoch drei, werden aber zumindest konsequent aus der Kindperspektive erzählt. Und in „Juli und das Monster“ (1995, 2000) wird es sogar ein wenig fantastisch.

VERENA KERN