Der Absturz holt die Angst zurück

UNO-Reden wurden nach Absturz in New York unterbrochen. Giuliani eilte zum Unglücksort. Kursabfälle an Börsen

NEW YORK ap/rtr/taz ■ Das hatte es noch nie gegeben während einer Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) in New York: Reden wurden unterbrochen, stattdessen kamen Sicherheitsdurchsagen aus den Lautsprechern. Eine Evakuierung sei „noch nicht nötig“, hieß es. Nachdem die Nachricht vom Absturz des Airbus in Queens durchgedrungen war, sah man überall besorgte Gesichter. Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne), der vor der UNO eine Rede gehalten hatte, sprach von einer „ernsten Lage“. Er wirkte angeschlagen.

Fünf Minuten vor Fischers Rede waren die ersten Durchsagen zum Flugzeugabsturz in Queens gekommen. Der Vertreter der Türkei war während seiner Rede mehrfach von Durchsagen des Sicherheitschefs unterbrochen worden, der verschärfte Sicherheitsvorkehrungen bekannt gab. Für den UNO-Komplex im New Yorker Stadtteil Manhattan wurde ein Zugangs- und Anfahrtsverbot verhängt.

Fischer erklärte nach seiner Rede, er wolle nicht spekulieren, was es bedeuten würdee, wenn sich ein Anschlag als Ursache des Absturzes herausstellte. Mit Blick auf die innenpolitische Diskussion in Deutschland meinte er: „Zu Hause muss man begreifen, dass der 11. September weit reichende Folgen hat. Das konnten wir in der Generalversammlung deutlich spüren.“ Fischer sollte nach der bisherigen Planung gestern Nachmittag (Ortszeit) zurück nach Berlin reisen. Dort will er am Donnerstag an der Abstimmung des Bundestages über einen deutschen Militärbeitrag teilnehmen.

Der Airbus war kurz nach 8 Uhr Ortszeit vom Flughafen John F. Kennedy in Richtung Dominikanische Republik gestartet und in das Stadtviertel Rockaway gestürzt, ein Viertel mit niedrigen Wohnhäusern und Vorgärten. Der Motor der Maschine fiel in eine Tankstelle und löste dort einen Brand aus. Wie viel Menschen in dem Stadtviertel ums Leben kamen, war gestern zunächst nicht bekannt. Bürgermeister Rudolph Giuliani eilte sofort zur Absturzstelle. Das Flugzeug war voll mit Urlaubern und Bewohnern der Karibikinsel auf dem Heimweg gewesen. In Santo Domingo versammelten sich Angehörige von Passagieren auf dem Flughafen und weinten, als sie von dem Absturz erfuhren.

Nach dem Absturz kam es zu Kursstürzen an den internationalen Börsen. Manche Wertpapiere verloren binnen zehn Minuten fast zehn Prozent ihres Wertes, erholten sich dann aber wieder.