Ich-Economy

■ Alexander Meschnig und Mathias Stuhr diskutieren ihre Kritik der New Economy

Als wenn es nur eine Party gewesen wäre: Nachdem Euphorie und Aktienmarkt der so genannten New Economy sich fast spurlos verflüchtigt haben, ist viel von Katerstimmung die Rede. Für viele Menschen, die in den Unternehmen, die zur New Economy zählen, finanziell und beruflich Fuß fassen wollten, war das freilich ein ganz realer Kater, mitunter von Existenz bedrohendem Ausmaß. Dabei war die Party selbst doch mit virtueller Leichtigkeit inszeniert worden, im Cyberspace oder wenigstens in freundlicher Atmosphäre, die es erlaubte, Lohnarbeit als Spiel, Chance oder Freizeit aufzufassen. Mochten auch allerorten soziale Beziehungen instabil werden und sich segmentieren: In der Lebenszeit, die diese Firmen okkupierten, realisierte sich zumindest etwas von Zusammenhalt, von – wenn auch patriarchaler – Familie.

Dass Leistungsdruck und Konkurrenz nun als Teamgeist buchstabiert wurden, gehörte mehr zur Betriebsrhetorik denn zur Wirklichkeit. Dies zeigte sich dort, wo die angeblich neue Ökonomie ihre alten Repressionsmuster nicht länger verbergen konnte: in der Reaktion, als Angestellte sich gewerkschaftlicher Konzepte erinnerten. Doch für viele der ehemals führenden Unternehmen des neuen Marktes kamen Betriebsräte und Arbeitsnehmerinteressenvertretungen ohnehin zu spät.

Zugleich bedeutete die New Economy aber auch einen umfassenden Entwurf von Alltag und Kultur, wie die Autoren Alexander Meschnig und Mathias Stuhr – teils aus eigener Erfahrung – in ihrem Buch www.revolution.de aufzeigen: Wie sich das große Übel Arbeit im Zeichen der New Economy sogar zum Spaß hat entwickeln können, werden die Autoren heute mit Ulrike Fürniß, der stellvertretenden Landesbezirksleiterin von ver.di Hamburg diskutieren.

Roger Behrens

heute, 20 Uhr, Museum der Arbeit, Foyer; Alexander Meschnig und Mathias Stuhr, www.revolution.de – Die Kultur der New Economy, Rotbuch Verlag, Hamburg 2001, 272 S., 28 Mark