Gröpelingen goes Kino

■ Der Film zum Stadtteil: Nach Jahren der Sanierung bekommt Gröpelingen jetzt auch noch einen Kino-Spot fürs bessere Image / Werbung mit Kinderfreundlichkeit

Man sitzt im Kino und freut sich auf die nette Hollywood-Unterhaltung. Vorher noch die übliche Werbung, aber statt Marlboro-Mann und Verwöhnaroma bleibt es kurzzeitig schwarz auf der Leinwand, im Raum ist es ruhig.

KinogängerInnen könnten an einen Fehler beim Vorführer glauben. Dieser Irrtum klärt sich schnell: Seit dem 1. September kann man im Cinemax unverhofft in den Genuss kommen, Gröpelinger Stadtteilwerbung zu sehen. Die geht so: Eine Reihe von relativ kleinen Fotos läuft von links nach rechts über die dunkle Leinwand, Foto an Foto. Bei dem Tempo erkennt man nicht besonders viel: den Ausschnitt einer Hausfassade? Ein Kind? Pier 2? Oder war das was anderes? Während das Fotoband läuft, leuchten Begriffe auf: „Chancen“, „Atmosphäre“, „Kinder erwünscht“. Der Image-Spot endet damit, dass der Stadtteil Gröpelingen in weiß auf schwarz von sich behauptet, „Viel besser, als man glaubt!“ zu sein.

Die Imagekampagne eines Stadtteils in einem der größten Kinos in der Stadt, dort, wo auch Nicht-GröpelingerInnen unterwegs sind: Das scheint keine schlechte Idee zu sein, die der Verein Gröpelinger Marketing e.V. vor etwa einem Jahr hatte.

„Seit der Schließung der AG Weser ist Gröpelingen arg gebeutelt“, sagt Stadtteilmanagerin Antje Büsing. „Man assoziiert mit dem Stadtteil viel Negatives, was gar nicht mehr so ist. Wir wollen den Kinobesuchern Gröpelingen anders zeigen, die hübschen Details.“ Mit dem Spacepark und dem sanierten Lindenhofviertel will der Verein „Gröpelinger Marketing“ gegen das Bild von Gröpelingen als relativ armen Stadtteil mit leer stehenden Läden und einer höheren Kriminaltät angehen. Der Spot solle zeigen, „dass sich in Gröpelingen was bewegt“, sagt Ulrich Schwecke von der verantwortlichen Agentur „vierplus“. Günstige Mieten und eine kinderfreundliche Umgebung führt der kaufmännische Geschäftsführer vom Gröpelinger Marketing e.V., Michael Engelmann, außerdem ins Feld und benennt damit auch gleich die Zielgruppen der Imagekampagne: junge Familien, StudentInnen und UnternehmensgründerInnen. Und von denen tummeln sich einige auch mal im Kino. Aber ob die innerhalb der 25 Sekunden, die der Spot dauert, verstehen, dass Gröpelingen sie umwirbt?

Zwölf Monate lang können KinogängerInnen die Produktion im Cinemaxx in wechselnden Sälen sehen, so Büsing. Das sind rund 1.500 Vorführungen. „Wir kommen auch in die ganz großen Säle, wo die Kracher laufen“, ergänzt Engelmann stolz.

Insgesamt musste das Gröpelinger Marketing für Produktion und Vorführungen im Kino rund 15.000 Mark aufbringen. Die kommen zum Teil aus den 25 Millionen, die der Stadtteil als Sanierungszuschuss erhält. Außerdem trägt das „Diako“-Krankenhaus ein Fünftel zur Gesamtsumme bei. Es ist einer der größten Arbeitgeber in Gröpelingen. Außerdem sieht man auf einem der Fotos zwei im „Diako“ geborene Kinder.

So weit, so sympathisch. Aber: Der Spot droht zwischen Spielfilmtrailern und Zigarettenwerbung unterzugehen: Was war da noch mal? Viele kleine Bilder. Irgendwas mit Gröpelingen. Denn in der knappen halben Minute Stadtteil-Eigenwerbung passiert nicht viel. Für die einen mag das eine angenehme Unterbrechung sein, die anderen werden ungeduldig mit der Chipstüte knistern. Vielleicht eine vertane Chance für Gröpelingen? aro