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Sparen für Profis

Das „Energiekompetenzzentrum Friedrichshain-Kreuzberg“ informiert ab 2002 berlinweit über ökonomische Energieverwendung. Die Beratung wendet sich an Bauherren und Firmen

von TILMAN VON ROHDEN

Unumstritten ist, dass die effiziente Nutzung von Energie eine der großen Zukunftsaufgaben ist. Dies gilt insbesondere für fossile Energieträger, die die Umwelt durch die Freisetzung von Kohlendioxid belasten.

An politischen Initiativen auf nationaler wie internationaler Ebene, Energie möglichst umweltverträglich zu nutzen und den Treibhauseffekt zu begrenzen, mangelt es nicht, doch ist die Erfolgsbilanz mit vielen Makeln behaftet.

So ist beispielsweise die Wärmeschutzverordnung für Gebäude aus dem Jahr 1995 nach Meinung von Jörg Ebert, Energieberater im Berliner Stattbauhof, mehr oder weniger wirkungslos geblieben: „Die Verordnung ist auch unter Fachleuten weitgehend unbekannt, deren Anforderungen spielen in der Baupraxis nur eine untergeordnete Rolle.“ Mangelnde Aufklärung sei die Ursache. Wenn nichts passiert, so die Befürchtung von Ebert, könnte der neuen Energieeinsparverordnung, die im nächsten Jahr in Kraft tritt, ein ähnliches Schicksal drohen.

Der Stattbauhof, eine auf soziales und experimentelles Bauen spezialisierte gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, plant deshalb das „Energiekompetenzzentrum Friedrichshain-Kreuzberg“. Die Beratungsstelle will mit Beginn des nächsten Jahres in ihren Sprechstunden umfassend über eine möglichst ökonomische Energieverwendung informieren.

Im Vordergrund stehen Probleme von Bautechniken und -konstruktionen, Finanzierungs- und Förderprogramme, die Ausarbeitung praktikabler Energiekonzepte für Gebäude der öffentlichen Hand und Wohnungsunternehmen sowie des Gewerbes und privater Hausbesitzer. Darüber hinaus betreut die Agentur laufende Bauprojekte unter energetischen Aspekten. Für die richtige Auswahl von Dämmstoffen arbeitet das Energiekompetenzzentrum eng mit dem benachbarten Unternehmen Dämmstatt W.E.R.F. zusammen.

Die GmbH produziert Dämmstoffe auf der Basis von umweltfreundlicher Zellulose und informiert über den fachgerechten Einsatz. „Für die Schulung haben wir extra ein mobiles Modellhaus angeschafft, an dem sich die technischen Eigenschaften der Dämmstoffe im Vergleich mit mineralischen oder petrochemischen Stoffen durch Messungen und Demonstrationen verdeutlicht lassen“, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin Gudrun Laufer.

Im Energiekompetenzzentrum arbeiten zwei Berater, einer davon ist Jörg Ebert. In erster Linie zielen die beiden Experten mit ihren Angeboten auf kleine und mittelständische Unternehmen, Ingenieure und Architekten, Handwerker, Verbände und Vereine sowie Behörden, die Neubauten oder Gebäudesanierungen planen. „Wir wenden uns besonders an Professionelle“, kommentiert Ebert.

Entgegen des durch die Namensgebung erweckten Eindrucks wendet sich die Einrichtung an Interessenten aller Berliner Bezirke. „Wir verstehen uns als berlinweites Angebot, auch wenn es in Friedrichshain und Kreuzberg schon so viele Sanierungsfälle gibt, dass wir allein durch diese schon ausgelastet wären.“ Das Energiekompetenzzentrum arbeitet als Non-Profit-Unternehmen. Deshalb sind Erstberatungen kostenfrei, speziellere Dienstleistungen sind honorarpflichtig.

Ein in mancher Hinsicht vergleichbares mehr oder weniger bezirkliches Beratungsangebot existiert seit vergangenem Jahr. Die „Energieberatung Prenzlauer Berg“, ein eingetragener Verein, berät und vermittelt im Bereich des Contractings: ein Energielieferant (Contractor) installiert auf eigene Kosten in einem Gebäude eine moderne Heizungsanlage. Der Eigentümer des Gebäudes verpflichtet sich zu Abnahme von Energie. Heiner Matthies, Leiter der Prenzlauer Berger Agentur, fasst seine Erfahrungen so zusammen: „Es besteht ein Mangel an bezirklichen Beratungsstellen. Denn eine lokale Präsenz ist geeignet, um kommunikativen Hemmnissen, die bei der Komplexität der Materie häufig auftreten, wirkungsvoll zu begegnen.“

Doch im Unterschied zur Prenzlauer Berger Beratungsstelle arbeitet das Energiekompetenzzentrum in erster Linie im Bereich Bautechnik. Ein weiterer Unterschied ist, dass die neue Einrichtung als Qualifizierungs- und Weiterbildungsprojekt angelegt ist. Regelmäßige Kurse, die sich insbesondere an Handwerker und Facharbeiter wenden, sorgen für neue umweltpolitische Impulse, deren wirtschaftliche Nutzung die ansässigen Betriebe konkurrenzfähiger machen. Darüber hinaus sollen in den Schulungen Ingenieure, Architekten, Auszubildende und Langzeitarbeitslose qualifiziert werden. „Unser Ziel ist es, den Wissenstransfer zu beschleunigen und einen Beitrag zum Aufbau zukunftsorientierter Wirtschaftsstrukturen zu leisten“, sagt Ebert.

www.stattbauhof.de

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