Zwei Tote in Gaza

Neue Gewalt überschattet Bemühungen um Fortschritte im Nahen Osten. US-Außenminister Colin Powell hat keinen neuen Friedensplan

GAZA/JERUSALEM rtr/ap/taz ■ Der Tod zweier Palästinenser hat gestern die Bemühungen um Fortschritte im Nahen Osten belastet. Die Palästinenser-Regierung warf der israelischen Armee vor, die beiden Männer am Sonntagabend kaltblütig ermordet zu haben. Die Armee habe zudem die amerikanische Schule in Gaza-Stadt beschossen, sagte die Leitung der Schule. Israel wies die Vorwürfe zurück.

Die Körper der beiden im Gaza-Streifen getöteten Palästinenser waren verstümmelt, der Kopf einer der beiden Leichen fast platt. Der palästinensische Sicherheitschef Abdel Rasek Madschajdeh sagte, einer der beiden Toten sei von einem Militärfahrzeug überfahren worden. Die Männer seien Berichten von Polizisten zufolge erst nach ihrer Gefangennahme durch israelische Soldaten getötet worden. Es habe sich um Sicherheitskräfte gehandelt, die sich auf Streife befunden hätten.

Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, die Männer seien mit Gewehren und Messern bewaffnet in der Nähe der Siedlung Dugit entdeckt und von Panzern beschossen worden. Sie hätten sich auf dem Weg zu einem Anschlag befunden. Die Armee habe keine Verwundeten getötet, auch sei kein Militärfahrzeug über sie hinweggefahren. Ebenso wies der Armeesprecher die Berichte zurück, nach denen die Schule getroffen worden sei.

Am späten Nachmittag wurde eine Grundsatzrede von US-Außenminister Colin Powell erwartet, in der mit Aussagen zu Israels Forderung nach einer vollständigen Waffenruhe gerechnet wurde. Vor seiner Rede dämpfte Powell die Erwartungen und machte deutlich, dass er keinen neuen Friedensplan präsentieren wolle. Unter Hinweis auf die von Scharon geforderte siebentägige Waffenruhe sagte er in der US-Fernsehsendung „Fox News Sunday“, er selbst habe die sieben Tage nicht verlangt.

Powell sagte, ein Nachlassen der Gewalt sei der einzige Weg, der zu Verhandlungen führen könne. Im Plan des früheren US-Senators George Mitchell sei dieser Weg beschrieben worden, der beiden Seiten vertrauensbildende Maßnahmen abverlangt. Dem Plan zufolge, der im Mai vorgelegt wurde, sollen die Palästinenser mit Aufrufen zur Gewalt und die Israelis mit dem Siedlungsbau aufhören. Die EU hatte zuvor eine relative Ruhe als ausreichend für die Wiederaufnahme von Verhandlungen bezeichnet.