Kombiniere: Zwei Klassiker

■ Die Hohelufter Fußballnacht bietet zwei Traditionsduelle. Mit-Ausrichter ETV hat andere Sorgen

Henner Woiwod ist im Moment nicht gerade unterbeschäftigt. Der Abteilungsleiter Fußball im Eimsbütteler TV ist seit kurzem auch noch Quartiers-Manager für die Hoheluftchaussee. Der einstige Straßenbahn-Boulevard soll attraktiver werden, Woiwod setzt sich für günstigere Gewerbemieten ein und kündigt eine Nikolaus-Werbeaktion an. Dann werden vor Geschäften Krippen aufgestellt, in denen sich eingefärbte Schafe tummeln. Wer bei der Frage „Wie viele schwarze Schafe gibt es in der Hoheluftchaussee?“ richtig zählt, dem winkt als Gewinn eine Weihnachtsgans.

Wie viele schwarze Schafe es beim ETV gibt? „Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr, sehr gut“, beteuert Woiwod: „Bis zum Saisonende bleiben alle Spieler, wir ziehen das jetzt durch.“ Danach sah es nicht immer aus. Als im Oktober zwei Nebensponsoren absprangen, wurde diskutiert, ob die Eimsbütteler sich aus dem laufenden Spielbetrieb verabschieden müssten.

Dass die Fußballer auf eigene Faust – und auf eigene Rechnung – unterwegs waren, stand von Anfang an fest. Mit Unterstützung der Res-taurantkette Schweinske ebnete sich der ETV den Weg von der 6. in die 4. Liga, doch damit war das Ende der Fahnenstange erreicht – und die Schwierigkeiten begannen. Experten überraschte es weniger, dass auf einmal Nebensponsoren absprangen – sie wunderten sich eher darüber, dass die ETV-Fußballer überhaupt Nebensponsoren besaßen.

Die Verantwortlichen mühen sich nun mit transparenter Bilanzpolitik um Schadensbegrenzung und den Abbau der Verbindlichkeiten bis zum Sommer. Die Kicker tragen die Situation mit Humor. Als Stürmer Simon Diestelmeier in den Krisenwochen von Kollegen auf seine neuen Schuhe angesprochen wurde, fragte der nur lakonisch zurück: „Ja, habt ihr etwa kein Geld gekriegt?“

Natürlich nicht. Längst wurden Zahlungen an die Spieler eingestellt, worauf einige Kicker dem Club den Rücken kehrten und durch A-Jugendliche ersetzt wurden. Die erste Prüfung der improvisierten No-Budget-Elf geriet zum Desaster. „Das war A-Jugend gegen Bundesliga“, stöhnte Woiwod nach dem 2:10 gegen die HSV Amateure. Doch die junge Elf hat sich vom Spitzenreiter offenbar einiges abgeschaut und überraschte am vergangenen Wochenende mit einem 4:1 beim Abstiegskonkurrenten Eichholz.

Heute kann das Team darauf hoffen, einmal vor größerer Kulisse seine Lernfortschritte zu demonst-rieren. „Das Schicksal hat die Karten gemischt“, meint Joachim Dipner, Manager des benachbarten Fünftligisten SC Victoria. Die Sportplätze beider Vereine am Lokstedter Steindamm liegen nur gut 120 Meter auseinander, der Spielplan hat die Nachbarn, die sich einen Trecker für die Rasenpflege teilen, nun noch näher zusammen geführt. „Vier Hamburger Traditionsvereine“, freut sich ETV-Jugendkoordinator Peter Clasen und hofft auf 500 Zuschauer, die das von ihm und Dipner organisierte Angebot nutzen: Ein Ticket für beide Spiele zum Preis von 15 Mark.

„Kombiniere: Zwei Klassiker“, hätte Nick Knatterton wohl kommentiert. Doch zu den Zeiten des Meisterdetektivs im grünen Tweed fuhr noch die Straßenbahn-Linie 2 über die Hoheluftchausee an beiden Vereinen vorbei. Am 14. Dezember hat die Kooperation der Hohelufter Vereine erst mal wieder ein Ende. Dann spielen Victoria und der ETV im Oddset-Pokal gegeneinander. Folke Havekost

SC Victoria – Altona 93 und Eimsbütteler TV – SC Concordia, heute ab 18.30 Uhr, Lokstedter Steindamm, Kombi-Ticket für 15 Mark