dieser verdammte krieg (xxxx)
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SIBYLLE BERG* führt heute erstmals das Kriegstagebuch der taz.

Homosexuelle Gedanken

Massud tot, Kabul tanzt, und warum ist das so über Nacht? Betrachten wir die Bilder von Herrn Laden, Herrn Massud und Herrn Omar: auf den ersten Blick einfach Herren. Herren, die aussehen wie amerikanische Schauspieler. Herren, die aussehen wie schwule amerikanische Schauspieler. Zwei mit Turban, aber nicht einfach so, wie man sich einen Haufen auf den Kopf klatscht, sondern in Stunden zurechtgezupft.

Dann denkt man an ihre Untergebenen – erregte Männer, die in fast verzückter Art von ihren Führern sprechen. Dann denkt man an die ausgeprägte Abneigung gegen Frauen, denkt an Homosexuelle in extrem albern männlichen Berufsgruppen. Extra. Dann stellt man sich vor, wie die Herren den Feldherren gemacht haben. Jeder in seinem Revier. Des Morgens aufgestanden, sich ihre Fummel angezogen, Bärte angeklebt und dann mal so richtig männerparodistisch auf die Kacke gehauen. Das kann nicht gut gehen. Die symphatische Eigenschaft der Mehrheit unserer homosexuellen Brüder und Schwestern ist, dass sie weitgehend an Krieg und Elend uninteressiert sind. Ist das die Erklärung? Wahnsinn und Krieg spielen: ja, gerne, wenn man dabei nette Sachen tragen kann – richtig Krieg machen: nein, besser nicht?

So ist das vielleicht mit diesem komischen Krieg, und freundlicher wird er nicht durch diese wissenschaftlich fundierte These, lustiger auch nicht, aber die Bilder der Herren ansehen und sich vorstellen, was sie unter ihrer Männerkleidung tragen mögen, ist eine angenehme Ablenkung, die Wahrheit werden wir sowieso nie erfahren.

* SIBYLLE BERG ist Schriftstellerin und lebt in Zürich