Stadtwichtel im Wald

■ Im August nächsten Jahres startet die erste Waldkindergartengruppe Bremens

„Das hier ist für uns der Haselnussplatz“, erklärt Anne Schierenbeck, Vorsitzende des Elternvereins Stadtwichtel. Im Unterholz liegen jede Menge abgebrochener Äste, halb vom knöcheltiefen Laub bedeckt. Bäume und Sträucher wachsen krumm und wirr. Auf den ersten Blick nichts, was an einen Spielplatz erinnern würde. Für Schierenbeck ein idealer Platz: „Die vielen Äste regen die Phantasie der Kinder an.“ Und darum geht es schließlich, wenn 15 Kinder ab nächstem Sommer in Bremens erstem Waldkindergarten jeden Tag Wind und Wetter trotzen: Dass sie nicht mittels Spielzeug beschäftigt werden sondern eigene Ideen entwickeln.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will die Kleinen aus umweltpädagogischer Sicht dauerhaft begleiten. Die Idee des Waldkindergartens, der nach der Waldorfpädagogik arbeitet, fand schnell Begeisterung – zuerst musste jedoch ein passender Ort im waldlosen Bremen gefunden werden. Der Stadtwald war zum Glück nicht nur die einzige, sondern auch eine attraktive Lösung.

Der Bürgerparkverein hat bereits sein Einverständnis gegeben, wenn auch mit Einschränkungen. Denn die ruhigen Plätze im Stadtwald dürfen nicht alle von Kindern besetzt werden, sondern sind auch für die Rehe da.

Die Deputation der Umweltbehörde hat im September einen Zuschuss von 10.000 Mark zur Verfügung gestellt, der Jugendhilfeausschuss unterstützt den BUND mit 6.000 Mark. Auch die Gespräche zur Betriebserlaubnis mit Sozialsenatorin Hilde Adolf stehen kurz vor dem Abschluss.

Jetzt sucht der BUND die Kinder zum Wald. Die kleine Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen soll gemeinsam den Vormittag im Bürgerpark verbringen. Zum Essen geht es dann in den Kindergarten der Stadtwichtel an der Parkallee Ecke Busestraße.

Die Idee zum Waldkindergarten kam 1956 in Dänemark auf. In Deutschland bekam 1993 ein Kindergarten in Flensburg erstmals Zuschüsse fürs Spielen im Wald. Die neue Kindergartenform hat sich inzwischen etabliert. „Ich weiß allein von 150 Waldkindergärten in Deutschland“, erzählt Schierenbeck. Bislang gibt es in Bremen nur einen Farmkindergarten in Habenhausen, der ebenfalls nach der Waldorfpädagogik arbeitet.

„Kinder spielen heute weniger draußen und viel alleine“, erklärt Sabine Schweitzer vom BUND. „Die Folge davon sind zum Beispiel motorische Schäden und Übergewicht.“ Sie findet es wichtig, dass sich Kinder ohne Industriespielzeug beschäftigen können: „Wenn Kinder nie der Situation der Langeweile begegnen, sind sie später eher suchtgefährdet.“ Natürlich hoffen sie, der BUND und alle anderen Beteiligten, dass durch den täglichen Umgang mit Pflanzen und Tieren das Umweltbewusstsein der jungen Menschen gelernt wird.

Anmeldungen und Informationen beim BUND unter Tel. 79 00 20 oder in der Geschäftsstelle Am Dobben 44. Britta Schatz