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unterm strich

Es steht nicht gut um Großbritannien. Jetzt hat der kalte Atem der neoliberalen Deregulierung – oder zumindest der Entbürokratisierung – auch eines der größten Kulturheiligtümer des Landes erreicht: die Royal Shakespeare Company (RSC). Deren Direktor Adrian Noble arbeitet daran, die erzsolide RSC „flexibler“ zu machen, und will dafür Konzept und Spielorte des Traditionsensembles radikal erneuern. So hat er angekündigt, die Barbican-Bühne zu verlassen, die der Theatertruppe aus Shakespeares Geburtsstadt Stratford-upon-Avon seit zehn Jahren als Basis in der britischen Hauptstadt dient. Die Londoner Belegschaft der RSC, die 85 Personen umfasst, rechnet mit 60 Stellenstreichungen und hat deswegen mit großer Mehrheit für einen Streik gestimmt – und das am Premierenabend von „Alice im Wunderland“! Auch in Stratford- upon-Avon, wo die RSC mehr als 500 Leute beschäftigt, wird der Wegfall von etwa 50 bis 60 Arbeitsplätzen befürchtet. Sollte sich der Streik nach Stratford ausweiten, könnte sich das auf den Verlauf der gesamten diesjährigen Wintersaison auswirken. Adrian Nobles umstrittene Neugestaltungspläne sehen vor, wechselnde Bühnen am Londoner West End zu bespielen und die bestehende, aus den 30er-Jahren stammende Hauptspielstätte in Stratford zu Gunsten eines Neubaus abzureißen. Aber auch die Schauspielerverträge sollen flexibler gestaltet werden, denn bisher war die RSC kaum in der Lage, Stars zu verpflichten: Ihre Verträge binden die Schauspieler oft bis zu zwei Jahre. Vielbeschäftigte Filmstars wie Kenneth Branagh und Ralph Fiennes, die vor Jahren bei der RSC begannen und dann zum Film gingen, kündigten an, bei kürzeren Verträgen wieder mit der Truppe zusammenarbeiten zu wollen.

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