Honduras hofft auf Wechsel

Wegen Korruptionsskandalen haben die regierenden Liberalen bei der morgigen Präsidentenwahl kaum Chancen. Doch die Opposition ist keine echte Alternative

Tegucigualpa taz ■ Es sieht so aus, als wollten es die Honduraner an diesem Sonntag wieder einmal mit der Partei versuchen, die gemeinhin in der Opposition ist. Die selten deutlichen Umfragen sprechen allesamt für Ricardo Maduro, den Präsidentschaftskandidaten der Nationalen Partei. Rafael Pineda Ponce von der Liberalen Partei liegt durchweg runde zehn Prozentpunkte hinter ihm. Zum zweiten Mal seit dem Ende der Zeit der Militärdiktaturen haben die Nationalen die Chance, den Staatschef zu stellen. Die Liberalen waren seit 1981 schon viermal am Ruder.

In diesem Wahlkampf hatten sie allerdings schon aufgegeben, bevor er richtig angefangen hatte. Ihr Kandidat, der 70-jährige farblose Parlamentspräsident Pineda Ponce, ist eine Verlegenheitslösung. Ein Parteisoldat, der sich für die absehbare Rolle des Verlierers zur Verfügung gestellt hat. In 20 Jahren im Parlament hat er nicht viel mehr zustande gebracht, als seine gesamte Verwandtschaft in lukrativen Staatsämtern unterzubringen. Er gilt deshalb als der kleine Korrupte, der am kommenden Sonntag die Sünden der großen Korrupten auszubaden hat. Die scharen sich um seinen Parteifreund, den derzeitigen Präsidenten Carlos Roberto Flores. Er hatte gemeinsam mit seinem so genannten „Aufbaukabinett“ kräftig zugegriffen, als nach den Verheerungen und den mehr als 10.000 Toten des Wirbelsturms „Mitch“ Ende 1998 die internationalen Hilfsgelder reichlich flossen. Der damalige Außenminister Ferdinand Martínez war angeekelt zurückgetreten, weil bei den Sitzungen des Aufbaukabinetts nur darüber geredet wurde, „wie man sich an den Hilfsprojekten am besten bereichern kann“.

Die Folgen der Bereicherungspolitik machen die Liberalen jetzt so gut wie chancenlos. Noch immer wohnen tausende von Mitch-Geschädigten in Auffanglagern. Damals weggespülte Brücken sind zum Teil noch nicht einmal durch Provisorien ersetzt. Und mehr als 80 Prozent der gut sechs Millionen Honduraner leben in Armut.

Aber auch Maduro wird mit Korruption in großem Stil in Verbindung gebracht. Unter Rafael Callejas, dem einzigen Nationalen Präsidenten der vergangenen Jahrzehnte, war er von 1989 bis 1994 Chef der Zentralbank und des Wirtschaftskabinetts. Als solcher leitete er die große Privatisierungswelle in Honduras ein, an der sich Callejas und seine Freunde bereicherten. Maduro selbst hat wohl nicht zugegriffen. Als Besitzer eines Imperiums aus Fischereibetrieben, Banken und Supermarktketten gehörte er schon zu den Superreichen des Landes. Im Wahlkampf verweist Maduro gerne auf seinen privaten Wohlstand: So, wie er es selbst zu etwas gebracht habe, werde er das Land aus dem Elend führen.

TONI KEPPELER