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Die Rolle des Königs wird wichtiger

Viele Delegierte der Afghanistan-Konferenz wollen ihn zum Chef einer Übergangsregierung machen

BONN dpa/ap/taz ■ Am zweiten Tag der Afghanistan-Konferenz hat die UNO die Hoffnungen auf einen schnellen Kompromiss gedämpft. „Die Atmosphäre ist gut“, sagte der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte Francesc Vendrell gestern vor der Presse. Das könne sich allerdings schnell ändern. „Ich möchte Sie warnen, zu glauben, dass wir es schaffen werden, nach all den Jahren Krieg für alles in vier oder fünf Tagen eine Lösung zu finden.“

Einen kleinen Fortschritt gab es jedoch gestern beim Streit um den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe. Während die Nordallianz diese bisher im Unterschied zu den Anhängern des Exilkönigs abgelehnt hatte, wollte Innenminister Kanuni eine Stationierung nicht länger ausschließen. Voraussetzung sei jedoch ein umfassendes Friedensabkommen für Afghanistan.

Die Gespräche konzentrierten sich gestern auf die zukünftige Machtverteilung. Die Zentralfragen: Wie können alle Stämme gerecht in der Übergangsverwaltung und der provisorischen Regierung berücksichtigt werden, wie werden die Schlüsselpositionen aufgeteilt? Und: Ist die Nordallianz bereit, einen Teil ihrer Macht aufzugeben?

Ein Problem ist, dass die unter enormem Zeitdruck auf dem Petersberg bei Bonn zusammengerufene Tagung nicht alle Volksgruppen vertritt. Unter den vier Delegationen in Bonn sind zwei Gruppen von Exilafghanen, die keinen Bezug zu den gegenwärtigen Verhältnissen im Land haben: die Gruppe um den früheren König Sahir Schah und die Zypern-Gruppe der Intellektuellen. Sie vertreten keine Stämme.

Zunächst versammelten sich gestern Morgen die Delegierten der vier afghanischen Gruppen nicht wie erwartet erneut im Plenum. Stattdessen trafen sich die Vertreter der beiden wichtigsten Hauptgruppierungen der Nordallianz und der Vertreter des Exilkönigs zusammen. Dabei wurde deutlich, dass auch die siegreiche Nordallianz nicht mit einer Stimme spricht. So bemängelte ein Sprecher der Hasara, dass sein Stamm mit etwa 20 Prozent der Bevölkerung nur einen Delegierten am Tisch habe. Die Usbeken mit ihrem mächtigen „Kriegsherrn“ Raschid Dostum sind überhaupt nicht im Konferenzhotel auf dem Petersberg. Dostum dürfte seine Ansprüche noch anmelden.

Deutlich wurde jedoch nach Angaben von Konferenzteilnehmern auch, dass die Rolle des Königs als sehr wichtig erachtet wird. Fatima Gailani, die Beraterin der so genannten Peschawar-Gruppe von Exilafghanen in Pakistan, sagte sogar, die Mehrheit der Delegierten sei der Ansicht, dass König Sahir Schah den geplanten Übergangsrat leiten solle. Eine Einschätzung, die auch von UN-Vertreter Vedrell bestätigt wurde.

Zwar hat die UNO als Organisator des Treffens darauf gedrungen, dass die Afghanen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Und auch Außenminister Joschka Fischer hatte alle Staaten aufgefordert, darauf zu verzichten, „die Konkurrenz unterschiedlicher nationaler Interessen auf dem Rücken und auf Kosten der Afghanen auszutragen“. Und doch sind dieser Druck von außen und Einmischungen in die inneren Verhältnisse Afghanistans am Konferenzort unübersehbar.

Die Amerikaner sind mit rund 20 Beobachtern auf dem Petersberg und versuchen, möglichst viel Einfluss für die prowestliche Monarchistengruppe herauszuholen. Das hat die Iraner alarmiert, die auf die Nordallianz setzen. Wie verlautet, sollen sie den zweiten Mann im Teheraner Außenministerium, Mohammed Sarif, überstürzt nach Bonn schicken. Iran will verhindern, dass zu viele wichtige Posten wie etwa Verteidigung und Innenpolitik in die Hand einer Machtgruppe gelangen. Pakistan will den Paschtunen so viel Macht wie möglich geben.            HER

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