Der Bremer Osten hat sein kulturelles Zentrum verloren

■ Die Brandursache beim „Haus im Park“ war doch keine Fahrlässigkeit, sondern ein technischer Defekt

Es war die Heizung, nicht die vergessene Kerze: Laut Ronald Walther von der Polizei-Pressestelle ist der Grund für den verheerenden Brand im „Haus im Park“ doch ein technischer Defekt gewesen – im Heizungssystem. Die erste Vermutung – eine Kerze, die nach einem Weihnachtsmarkt vergessen worden war – hatte sich nicht bestätigt. Ob nun die Versicherung für den Schaden aufkommt, konnte Achim Tischer, Leiter der Kulturabteilung im Zentralkrankenhaus (ZKH) Ost, noch nicht sagen. Er hält es aber für möglich.

Das Haus war eines der letzten intakten Jugendstilgebäude in Bremen, erbaut im Jahr 1904. Ursprünglich war es aber noch kein Veranstaltungszentrum im heutigen Sinne. Es war ein „Gesellschaftshaus“, mitten in einer sogenannten „Irrenkolonie“ auf dem Gelände des „St.-Jürgen-Asyls für Geis-tes und Nervenkranke“. Dort wurden Familienfeste gefeiert und Gesellschaften abgehalten.

Der große Saal – wie das ganze Haus erst 1990 mit Unterstützung der Stiftung „Wohnliche Stadt“ renoviert – sei in einem hervorragenden Zustand gewesen. Die besondere Akustik des Saals hätte die Kammerphilharmonie genauso wie Radio Bremen geschätzt und für Live-Aufnahmen genutzt. Tischer betont, das „Haus im Park“ sei schon immer wichtig für den Stadtteil gewesen. Erst jetzt, da der Ort als Veranstaltungszentrum verloren sei, würde vielen bewusst, wie wichtig das Haus auch über die Grenzen des Stadtteils Osterholz-Tenever hinaus gewesen sei.

Tischer erläuterte aber auch, dass das Krankenhausmuseum und die Galerie voll funktionsfähig seien. Sie befinden sich in anderen Pavillons in der Parkanlage und waren deshalb vom Feuer verschont geblieben. Auch die Veranstaltungen aus dem „Haus im Park“ können größtenteils an anderen Orten stattfinden. „Das Haus im Park arbeitet weiter“, sagte Tischer. Die Premiere des Theaterstücks „Die Menschenfresserin“, die gestern auf die Bühne kommen sollte, kann allerdings nicht in andere Räume ausweichen: Die gesamte Ausstattung und die notwendigen Installationen wurden ein Raub der Flammen. „Wir haben geheult, als wir die schwarze Gruft sahen“, erzählt Martin Leßmann vom Projekt „Theater im Dunkeln“. „Die größte Trauer gilt aber dem Haus selbst“, erzählt er weiter, „es war ein Juwel mit seinem Holzinventar, den Parkettböden, der Bühne und den Kassetten an der Wand.“

Kulturabteilungsleiter Tischer stellt nun Überlegungen für die Zukunft an: „Osterholz-Tenever ist schon lange eine so genannte Problemzone und die Förderung des Stadtteils geht gegen Null. Bremen muss sich nun fragen, ob es sich das leisten will, im drittgrößten Stadtteil, der schon kein Bürgerhaus hat, jetzt auch diesen Veranstaltungsort nicht mehr zu haben.“

Ulrike Bendrat