Schwing der urbanen Guerilla

■ Club: Luka Skywalker lädt heute wieder zum „Jazz Battle“

Mittlerweile ist es schon eine Institution: Discjockey und Brüllen-Bassistin Luka Skywalker verwandelt die Astra-Stube seit diesem Sommer jeden ersten Montag des Monats in einen Jazzclub. Für sie, die sich als Drum'n'Bass- und House-DJ längst über Hamburg hinaus einen Namen gemacht hat, war der musikhistorische Rückgriff auf die Zeiten von Bebop, Hardbop und Cool eine Vergegenwärtigung, bei der es nicht um Dancefloor-kompatiblen Acid-Jazz oder gefälliges Zitieren irgendwelcher Standards geht. Es geht vielmehr um ein „Rebirth of the Cool“, um eine Gelassenheit in der Freude über das Komplizierte: um «Schwing‚, wie es Alfred Lion, einer der Gründer des berühmten Blue Note-Labels einmal sagte.

Die Idee war also, musikalische Unterhaltung mit der Geste einer urbanen Kultur-Guerilla zu verbinden, wie es sie in Los Angeles und New York der vierziger und fünfziger Jahre gab – ein Widerstand mit anderen Mitteln, bei dem nämlich die Spannung zwischen Blues und Cool, zwischen Traurigkeit und Kühle – eine Spannung, die die Kulturindustrie unterschlägt – ausgespielt wird: auf der Bühne, im Jam.

Die Bühne ist nun der Plattenteller, und in diesem Sinne inszeniert Skywalker ihre Abende als „Jazz Battle“, als Kampf. Militanz ist hier Haltung, Respekt und Rotwein. Auch dieser Kampf kennt als Waffe diejenige der Kritik. Während bisher als Prinzip galt: „Gespielt wird, was mitgebracht wird“, gibt es diesmal Wettstreit und Jury-entscheidung. Jazzexpertin Ruth May, Ostzonensuppenwürfels Taucher, Swingin Swanee, die Komponistin Georgia Hoppe und Gabriele Benedix (unter anderem Hamburger Jazzbüro) beurteilen an den Plattentellern: Kantes Peter Thiessen und Thomas Leboeg, DJ Reinher Karl (unter anderem Rosis), DJ T-Ina (mittlerweile Berlin, aber in Hamburg noch immer berühmt und bekannt mit ihrem Neid-Magazin und ihren Breakbeat-Sets) und schließlich Luka Skywalker. Das verspricht im Übrigen, alle gewohnten Stereotypen zu überschreiten, und man darf sich überraschen lassen, in welcher Breite und Ausgelassenheit hier Jazz präsentiert wird. Dass dies ein gelungener Abend wird, ist das einzige Stereotyp, mit dem gerechnet werden darf. Ansonsten gilt auch für das Jazz Battle: Der Kampf geht weiter! Roger Behrens

heute, 21 Uhr, Astra-Stube/Sternbrücke