Falsche Politik für echte Flüchtlinge

Nur drei echte Sierra Leoner – von 69. So lautet die Bilanz der Aktion im Ausländeramt. Stoff, der sich für Hetzkampagnen eignet – wenn man nicht genauer hinschaut.

Zuerst auf die Lage: Zehn Jahre war Bürgerkrieg in Sierra Leone. Flüchtlinge, die hier strandeten, durften bleiben – mehr nicht. Jeder Waffenstillstand stellte das in Frage. Während zu hause das Morden weiterging, hieß es hier: keine Ausbildung, keine Arbeit. Das war wenig – aber für andere genug, um auf dem „Sierra-Leone-Ticket“ zu reisen. Sie sollen nun entdeckt worden sein. Doch bei allem Respekt vor den ethnographischen Kenntnissen von Botschaftsangestellten – wer glaubt denn, ein Sierra Leoner, der angesichts nun erneut drohender Abschiebung keiner mehr sein will, könnte sich nicht verstellen? Anders gefragt: Kann der deutsche Botschafter in Ghana wohl einen badischen Alemannen von einem französischen Elsässer unterscheiden, wenn der nicht mithilft? Nicht nur deshalb wirft die Aktion mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Dabei hätte sich das Schlupfloch für Falschfahrer einfach stopfen lassen: Indem man Kriegsflüchtlinge hätte nachweisen lassen, dass sie aus Sierra Leone sind – und sie dann anständig behandelt hätte. Mit mittelfristigem Aufenthalt. Arbeit, Ausbildung vielleicht, wie bei den Bosniern. Bei Kriegsende Rückkehr. Manche sehnen sich danach. Die zehn Jahre hier wären nicht vergeudet. Und den Kriegsflüchtlingen wäre die Prozedur im Amt erspart geblieben.

Eva Rhode