Eine Gruner fehlt

Die Handballerinnen von Bundesligist SV Berliner VG 49 schöpfen aus dem 30:32 gegen Leverkusen Hoffnung

Nein, nicht nur in Buxtehude, Minden oder Lützellinden wird erstklassiger Frauenhandball gespielt. Auch Berlin ist seit dieser Saison wieder in der Bundesliga vertreten. Als Aufsteiger steht der SV Berliner VG 49 zwar im Abstiegskampf, immerhin gibt es für die Handballliebhaber in der Stadt wieder ein Team, mit dem man sich bei Bedarf identifizieren kann.

In der Hauptstadt der DDR war Handball noch eine viel beachtete Sportart. Der TSC Berlin war bisweilen eine europäische Spitzenmannschaft, konnte zweimal sogar einen Europapokal gewinnen. Von solchen Erfolgen ist der Berliner Frauenhandball heute weit entfernt, immerhin zehren die BVGler noch heute vom einstigen Ruhm des TSC. Einige der Spitzenkräfte des Teams erhielten ihre sportliche Grundausbildung noch in den Jugenden des TSC.

Uta Lohse ist eine dieser Spielerinnen, die einfach an Berlin hängen. Schon sein zehn Jahren spielt sie bei der BVG. Nur durch die Treue der einheimischen Spitzenspielerinnen zu ihrer Heimatstadt wurde der Aufstieg möglich. „Zwar spielen auch bei uns die Frauen nicht mehr nur für ein Dankeschön“, wie Vereinspräsident Klaus Lehmann meint, dennoch sei man darauf angewiesen, dass Spielerinnen sich für den Verein aus anderen als aus finanziellen Gründen entscheiden.

Auch eine der zwei Ausländerinnen, die Weißrussin Antonina Lissevitsch, spielt schon seit 1998 bei der Sportgruppe aus dem Bezirk Lichtenberg. Die ist allerdings derzeit verletzt und wurde schmerzlich vermisst am Samstag beim Heimspiel gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen.

Die Bayer-Frauen galten vor Saisonbeginn als Titelanwärterinnen. Wer den Kader ansieht, den wird das nicht wundern: Es gibt keine Spielerin, die nicht zumindest ein paar Juniorenländerspiele absolviert hat. Dass das Team vor dem Spiel punktgleich mit der BVG am Tabellenende herumkrebste, hat mit nicht formgerecht beantragten Spielgenehmigungen zu tun. Weil in drei Partien zu Saisonbeginn, Spielerinnen eingesetzt wurden, die nicht hätten spielen dürfen, gingen die Punkte aus diesen Begegnungen verloren.

Das passt den Berlinerinnen so gar nicht in den Kram, denn auf diese Weise kamen zwei Konkurrenten im Abstiegskampf zu Punkten aus Spielen, die sie gar nicht gewonnen hatten.

Auch deshalb hätten die Berlinerinnen unbedingt gewinnen müssen. Die Favoritinnen aus Leverkusen ließen aber nicht mit sich spaßen und lagen die gesamte Partie über in Führung. Zwar konnten sie sich in einem Spiel, das wie die Leverkusener Trainerin Renate Wolf meinte, von „schwachen Abwehrreihen“ geprägt war, nie so richtig absetzen, dennoch verfügten die Berlinerinnen auch wenn es ihnen zweimal gelang, den Ausgleich zu erzielen, einfach nicht über die Mittel wie die Gäste. Vor allem fehlte ihnen eine Spielerin wie Sibylle Gruner.

Die Nationalspielerin (138 Länderspiele) lenkte die Partie der Rheinländerinnen vom Rückraum aus mit einer beinahe schon idealen Mischung aus Kraft, Dynamik und Esprit, sodass BVG-Trainer Rüdiger Bones nach dem Spiel ins Schwärmen geriet: „Leider gibt es in Deutschland nur wenige Spielerinnen dieses Kalibers.“

Eine Spielerin machte also vor allem den Unterschied aus in einer Partie, die den Zuschauern bestimmt Spaß gemacht hat. Auch wenn das Heimteam am Ende mit 30:32 verloren hatte und nun mit 6:14 Punkten dasteht: die 600 Zuschauer in der wie üblich gut gefüllten Anton-Saefkow-Halle in Lichtenberg haben gesehen, dass der Klassenerhalt zu schaffen und somit die Zukunft des erstklassigen Handballs in Berlin fürs Erste sicher gestellt werden kann.

ANDREAS RÜTTENAUER