Kultusministerin ohne Geduld

Lernschwache und besonders begabte Schüler sollen speziell gefördert werden. Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Behler: „Nicht zehn Jahre warten“

DÜSSELDORF taz/dpa ■ Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat am Mittwochabend auf einer Sondersitzung in Bonn erste Konsequenzen aus der Schulleistungsstudie „Pisa“ angekündigt. Dazu gehören mehr Förderung für lernschwache wie für besonders begabte Schüler, mehr Beratung und Hilfe bei der Schulwahl und bei der Wiederholung einer Klasse. Auch soll die Lehreraus- und -weiterbildung grundlegend reformiert werden, auch damit „schwache Leser“ unter den Schülern frühzeitiger gefördert werden können.

Über diese Maßnahmen besteht nach Angaben der KMK-Präsidentin, Baden-Württembergs Schulministerin Annette Schavan (CDU), auch mit den Lehrerorganisationen weitgehend Einigkeit. Das KMK-Präsidium war vor der Sitzung mit den Lehrervertretern zusammengekommen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zeigte sich dagegen „bitter enttäuscht“ von dem Gespräch. Die Mehrzahl der Kultusminister sei nicht bereit, die in Deutschland unzureichende Förderung von Kindern aus einkommensschwachen Familien „ernsthaft anzugehen“, erklärte die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange.

Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Gaby Behler (SPD) verlangte, die KMK solle sich auf ihre grundständige Aufgabe der Koordination besinnen. „Wir können nicht zehn Jahre warten, bis sich das Schulsystem geändert hat“, sagte Behler, „die Änderungen müssen unmittelbar greifen.“ Behler verlangte eine bessere Sprachförderung von Zuwanderern und die schnelle Ausweitung von Ganztagsschulen. Im Übrigen plädiert Behler für einen Wettbewerb zwischen den Ländern – das wäre der beste Weg der Schulreform. Die KMK funktioniert nach dem zähen Prinzip der Einstimmigkeit. Das hat schon manche Bildungsreform verschleppt.

ISABELLE SIEMES