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: An manchen Tagen helfen nur Rezepte aus dem Schalke-Kochbuch weiter

Huhn in Fanta-Sauce

Für die Spieler der Bundesliga und mich begann der Spieltag ähnlich: Wir wurden mit Fußball geweckt. Die Männer mussten wahrscheinlich im Morgengrauen zum Kondi-Training oder Voluminöse-Schenkel-Dehnen antreten, ich hingegen bekam in ebenso bohemienfeindlicher Spätfrühe einen Anruf meines Hausstammkneipenwirts: Das Kabelfernsehen in der Kneipe ginge nicht, wir hingen doch am selben Kabelstrang und ich solle mal gucken, ob es bei mir funktioniere, sonst müsse er den Havariedienst anrufen, bevor ihn die nachmittäglichen Kneipenfußballgucker lynchen.

Vermutlich wären alle Bundesligaspieler zu dieser Zeit schlagfertiger gewesen als ich, sogar Basler, von dem ein Freund immer sagt: „Wenn der nicht kicken könnte, würde er Berlin anstreichen.“ Mir fiel der Notanruf stattdessen erst ein, als ich um vier verspätet und verkatert in die Kneipe runterging, um St. Pauli gegen Bremen die Daumen zu drücken. Da lief der Fernseher glücklicherweise wieder einwandfrei, unglücklicherweise hatte Pauli bereits einen angeblich ungerechtfertigten Hand-Elfmeter einkassiert. Und wie immer an Samstagen, an denen Schalke nicht spielt, der beste Freund also nicht an meiner Seite ist und auch sonst eine Menge Dortmund-Fans herumhängen, schien die Kneipe komplett auf der falschen Seite zu sein: Bei Bayern München gegen Wolfsburg freute man sich über das zweite Bayern-Tor, und auch als durch Hany Ramzys Vorlage, wegen dem ich vor Jahren immerhin schon mal ein paar Werder-Spiele geguckt hatte, Olaf Marschall Kaiserslautern zum 1:0 gegen Cottbus schoss, wollte man nicht so richtig mitgehen.

In der zweiten Halbzeit verirrte sich dann doch ein verwirrter Schalke-Fan an die Theke neben mich, der sich „ganz umsonst rasiert“ hatte, dafür aber in Plauderlaune war. So erfuhr ich, während Dortmund mit viel Glück und Lars Rickens Nachsetzer ein Tor beim HSV reinballerte, alles über das beste Rezept aus einem ominösen Schalke-Kochbuch: Huhn in Fanta-Sauce. Das mache Marc Wilmots so groß und stark.

Dass Youri Mulder sich mit einem neu geborenen Nilpferdbaby hat fotografieren lassen müssen, wurde mir weiter an wichtigen Infos durchgerufen, als ein Herr Maric Wolfsburg zum 3:3 gegen München aufholen ließ. Darüber ärgerte sich vor allem Evil Knevil, die Thekenkraft im schwarzen Anzug mit roten Sternen, weil er einen ganz anderen Buli-Tipp abgegeben hatte. Für St. Pauli sah es dagegen schlechter und schlechter und im Endeffekt 0:3 aus. Ich hätte doch am Morgen Schindluder mit dem Kabel treiben sollen. JENNY ZYLKA